In einem Artikel auf n-tv vom 13.7.2009 (WWF: Gefahr für heimische Arten: Einwanderer setzen sich durch) wird einmal mehr auf die Bedrohung einheimischer Tierarten durch Invasoren aus fremden Gefilden aufmerksam gemacht. Dieser Bedrohung hat man den Namen "stille Invasion" gegeben, da sie lautlos, aber nichts desto weniger tödlich für viele einheimische Arten verläuft. In den Ballastwassertanks großer Ozeanriesen überqueren unzählige Lebewesen die Meere und werden am Zielort der Schiffe mit dem abgepumpten Ballastwasser in die Freiheit entlassen. Hier treffen diese fremden Wesen auf einheimische Arten, die nicht im geringsten auf diese Eindringlinge vorbereitet sind und sich darum auch meist nicht zur Wehr setzen können. Ein Beispiel dafür ist die chinesische Wollhandkrabbe, die in Konkurrenz zu einheimischen Fischarten trat und durch ihre ungehemmte Ausbreitung (sie hat so gut wie keine natürlichen Feinde) die Flora und Fauna fließender Gewässer bedroht. Aber sie ist bei weitem nicht die einzige Art, die im Rahmen einer groß angelegten, selbstverständlich vom Menschen zu verantwortende biologische Invasion fremde Lebensräume erobert.
Da sich diese Invasion unter Wasser abspielt, entgeht sie meist dem Auge des aufmerksamen Beobachters. Ganz im Gegensatz zu der nicht minder erfolgreichen Pflanzeninvasion sogenannter Neophyten. Die meisten kennen z. B. die mächtige Herkulesstaude oder Riesenbärenklau, deren gefährliches Gift die menschliche Haut verätzen und gegen Sonnenlicht extrem empfindlich macht. Schwerste Verbrennungen sind die Folge, die sehr langsam heilen und gräßliche Narben hinterlassen. Oder das indische Springkraut, dass immer mehr Flussufer überwuchert und alle anderen einheimischen Pflanzen verdrängt. Dazu kommt, das dieser Eindringling den Boden durch sein Wurzelwerk lockert, was bei hohem Wasserstand zu einer enormen Erosion führt.
Der WWF und andere Umweltschutzorganisationen weisen seit längerer Zeit auf dieses Problem der Verschleppung fremder Arten hin. Technische Möglichkeiten dies zu verhindern, sind entwickelt worden und einsatzbereit. Allerdings fehlt sowohl der politische Willen, als auch die Möglichkeit die Reedereien zum Handeln zu zwingen, die ihre Schiffe unter Billigflaggen fahren lassen. Aber es wäre absolut ausreichend, solchen Schiffen die Einfahrt in die Gewässer der Europäischen Union zu untersagen, die nicht mit Anlagen ausgerüstet sind, die beim Ablassen des Ballastwasser die darin befindlichen Lebewesen zu töten. Aber wir ahnen alle, dass hier mal wieder andere, pekuniäre Interessen vorrangig sind. Sonst wäre eine Lösung dieses Problems bereits ernsthaft angegangen worden.
Betrachten wir diese Invasionen einmal als einen Hinweis darauf was passiert, wenn Tier- und Pflanzenarten in eine Umgebung gelangen, in der sie von Natur aus nicht hingehören, so müssten wir eigentlich sofort hellhörig werden, wenn von Gentechnik die Rede ist! Pflanzen und Tiere, erst einmal eingeschleppt, können nicht mehr zurückgeholt, oder vernichtet werden. Sie verbreiten sich explosionsartig und verdrängen die einheimischen Arten und können uns auf diese Weise sogar im schlimmsten Fall die Lebensgrundlagen entziehen. Kleines Beispiel? Bitte sehr - Mnemiopsis leidyi, eine Rippenquallenart, wurde in den 80er Jahren in den Ballastwassertanks von Frachtschiffen ins Schwarze Meer eingeschleppt. Binnen weniger Jahre vermehrte sie sich derartig (es gab logischerweise keine natürlichen Fressfeinde), dass die Fischerei im Schwarzen Meer nahezu zusammenbrach!
Das gleiche passiert, wenn ein gentechnisch veränderter Organismus, ein sogenannter GVO, freigesetzt wird. Man kann ihn nicht mehr zurück holen. Handelt es sich dann um einen Organismus, der eigenes Gift produziert um Schädlinge abwehren zu können, wie z. B. der Genmais MON810 von Monsanto (der sein eigenes Gift gegen den Maiszünsler produziert), breitet auch der sich in der Umwelt aus. Niemand kann garantieren, dass sich daraus im Rahmen von Mutationen durch Einkreuzung anderer Sorten nicht irgendwann ein giftiges Monster entsteht, dass beisüielösweise dem Riesenbärenklau ähnelt? Aber die Politiker und vor allem die Manager der Genkonzerne sehen überhaupt nicht die geringste Gefahr dabei. Das macht nicht nur mir Angst!
weiterführende Links:
- WWF - Deutschland (Umweltschutzorganisation - Am 11.September 1961 in der Schweiz gegründet).
- BUND für Umwelt und Naturschutz (Umweltschutzorganisation - Zitat: Am 20. Juli 1975 gründen Horst Stern, Prof. Bernhard Grzimek, Dr. Herbert Gruhl und 19 weitere Natur- und Umweltschützer in Marktheidenfeld den Bund für Natur- und Umweltschutz Deutschland. Zum Vorsitzenden wird Bodo Manstein gewählt. 1977 erfolgt die Umbenennung des Verbandes in Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND).
- Nabu - Naturschutzbund Deutschland e. V. (Umweltschutzorganisation - Zitat: Der NABU wurde 1899 in Stuttgart von Lina Hähnle (1851-1941) als "Bund für Vogelschutz" (BfV) gegründet).
- Greenpeace (Umweltschutzorganisation - Zitat: Seit 1971 setzt sich Greenpeace für den Schutz der Lebensgrundlagen ein. Gewaltfreiheit ist dabei das oberste Prinzip. Die Organisation ist unabhängig von Regierungen, politischen Parteien und wirtschaftlichen Interessengruppen. Greenpeace arbeitet international, denn Naturzerstörung kennt keine Grenzen).
- Natur: Das Fremde in unserem Garten (Artikel auf FocusOnline 4.5.2009).
2 Kommentare:
bei meinen täglichen wanderungen komme ich regelmäßig an einem waldbach vorbei, der ganz zugewuchert ist von indischem springkraut. er hat die dort ansässige heimische pflanzenwelt stark verdrängt, vor allem den sumpfschachtelhalm. das gefällt mir überhaupt nicht. aber: es gibt kein evolutionsprogramm das sagt, welche art existieren muss. wir können die schleichende invasion nicht aufhalten, wir können sie eindämmen. diese neubürger werden bei uns eine heimat finden wie andere seit jahrtausende hier existierende "neuarten". ich frage mich wer wird in zukunft mehr schaden in der heimischen pflanzenwelt anrichten? diese neophythen oder die klimakatastrophe? für mich ist die frage ob diese pflanzen ein anrecht hier haben letztendlich eine frage der evolution schlechthin und die hat immer überaschungen bereit lässt sich nicht berechnen. seit dieser planet besteht gab es immer neuankömmlinge pflanzen, tiere, bakterien, menschen.
vielleicht bestimmt sogar, ist dies von der evolution so gewollt.
die überwucherung unserer herkömmlichen pflanzenwelt, findet ihr gegenstück in der überwucherung des menschlichen geistes. der mensch nimmt die naturzerstörung nicht wahr, weil er seine eigene vernunftzerstörung nicht wahr nimmt. als täglicher waldgänger und naturbeobachter, vor allem in meinem tun mit pflanzen, bin ich der meinung unsere heimische pflanzenwelt wird sich in den nächsten jahren drastisch ändern. dies ist einfach ein biologisches gesetz, natürlich von menschenhand vorbereitet, die natur reagiert einfach auf etwas. wir können neue pflanzenbürger so wenig aufhalten wie jene flüchtlinge aus afrika, die herein wollen. wir sind auf dem weg zu der einen welt hoffentlich greifen wir vernünftig ein, bei pflanzen als auch bei tieren und menschen.
gruß hukwa
Sei gegrüßt Hukwa, fast war ich geneigt "Amen" zu sagen. Aber ich konnte mir gerade noch die Zungenspitze abbeißen ;-)
Aber es ist schon richtig. Wir können es nicht aufhalten, höchstens etwas verzögern, wobei auch ich der Meinung bin, dass der Klimawandel all unsere Bemühungen ad absurdum führen wird. Eigentlich wollte ich auf die Problematik hinweisen, die mit der rücksichtslosen Freisetzung von Organismen verbunden ist. Und das uns dabei auch Gefahren drohen, wie bisher unbekannte Gifte, oder eben fehlende Nahrungspflanzen.
Ein wunderschönes Wochenende wünscht Dir Thialfi
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