Nun ja, vor soviel Weit- und Druchblick kann man nur den Hut ziehen und darauf vertrauen, dass diese Leute wissen was sie tun. Genau das aber darf man getrost bezweifeln. Man sieht sich nicht einmal in der Lage, die blakende Gasfackel über der evakuierten Bohrplattform Elgin abzuschalten, um bei einem eventuellen Drehen des Windes keine Explosion auszulösen.
Die dürfte gewaltig sein, angesichts der ausströmenden Mengen an Gas. Wieviel es allerdings genau ist, vermag (oder will) man nicht zu sagen. Wo genau das Gas ausströmt, weiss man auch nicht, denn 4.000 m unter dem Meeresboden ist eine nicht sehr exakte Verortung, wie ich meine!
Aber damit nicht genug. Man hat auch nicht den Hauch einer ahnung, wie man das Gasleck stopfen soll! Angeblich gibt es mehrere Optionen.
- Zum einen wäre da die Möglichkeit, die Leckage mit Schlamm zu verschließen.Wie gut das funktioniert, zeigte sich bei den monatelangen vergeblichen Versuchen von BP, das Leck bei der untergegangenen Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko zu schließen. Außerdem ist es riskant!
- Man könnte auch versuchen, mehrere Entlastungsbohrungen nieder zu bringen. Das dauert aber nach Aussagen von Experten bis zu 6 Monaten. 6 Monate, in denen fröhlich weiter Gas aus dem Leck ausströmt (übrigens besteht das Gas zum Teil aus Methan, das noch viel gefährlicher für die Atmosphäre ist als CO2 und schwefeligen Bestandteilen, die extrem giftig sind!) und die Umwelt verseucht, tierisches Leben abtötet und auch Menschen gefährdet, denn solange das Gas entströmt, solange besteht auch höchste Explosionsgefahr!
- Eine weitere Option wäre ein Wunder. Das Gas hat einfach keine Lust mehr weiter auszutreten und mühsam an die Oberflöche empor zu steigen und hört einfach auf zu strömen...
Total hat keine Ahnung, was zu tun ist! Der EU-Energiekommissar Günther Oettinger hat schon mal wissen lassen, das man den Versicherungsschutz von Energiekonzernen verbessern müsse, damit auch kleine "Companies" solche Desaster finanziell überleben könnten und redete sowohl das Risiko, als auch die Folgen für die Umwelt klein. Schließlich sei es ja nur Gas und kein Öl, was da austrete...
Man hält es aber nicht für nötig, die Vorgänge transparent zu kommunizieren, oder gar eine Pressekonferenz zu veranstalten, bei der man hätte womöglich nachfragen können. Zuletzt, also heute am Donnerstag den 29.3.2012, liess der französische Konzern verlauten, das Leck sei zwar nicht unter Kontrolle, aber die Lage stabil! Na wenn das mal kein Trost ist?
weiterführende Links:
- Bohrinsel in Not: Total will Gasleck gefunden haben (Artikel auf tagesschau.de vom 29.3.2012).
- Gasleck in der Nordsee - Explosionsgefahr zwingt zum Abwarten (Artikel auf tagesschau.de vom 28.3.2012).
- Das Gas der Elgin: giftig und leicht brennbar (Artikel auf tagesschau.de vom 28.3.2012).
- Gasleck: Keine schnelle Lösung in Sicht (Artikel auf greenpeace.de vom 29.3.2012).
Update vom 30.3.2012:
Heute morgen meldet N24, das Leck befände sich nicht unter dem Meeresboden in 4.000 m Tiefe, sondern 25 m über dem Meeresspiegel! Naja, dazwischen liegen ja auch nur etwas mehr als 4 km, da kann man sich schon mal irren! Wer nun aber meint, dann sei das Abdichten des Lecks ja kein Problem, der irrt gewaltig. Total erweist sich einmal mehr als Totalversager. Neben einer nicht vorhandenen Kommunikation und dem Glauben, man sei weder der Politik, noch den Menschen eine wie auch immer geartete Rechenschaft schuldig, hat der Konzern, bzw. seine Manager und die Techniker nicht den Hauch einer Ahnung, wie sie das bewerkstelligen sollen. Man zeigt sich ja (wie bereits weiter oben erwähnt) schon völlig damit überfordert, die Gasfackel zu löschen, um die Explosionsgefahr zu verringern. Aber man versuchte heute, sich selbst dadurch Mut zu machen, dass man vollmundig verkündete, die Flamme sei schon kleiner geworden und vielleicht, ja, vielleicht verlösche sie von ganz alleine.
Es ist wahrlich beeindruckend, dass ein so großes Unternehmen die von ihm zu verantwortenden Unfälle, Havarien und die sich daraus ergebenden Folgen für Menschen und Umwelt, mit dem Prinzip Hoffnung zu bekämpfen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und vor allem...sie kostet nix!
weitere Links zum Thema:
- Riskante Gasförderung in der Nordsee (Artikel auf N24 vom 30.3.2012).
- Gasleck in Schottland: Gasunfall wird Atmosphäre kaum verändern (Artikel auf Zeit Online vom 30.3.2012).
- Nordsee: Täglich treten 200.000 Kubikmeter Gas aus (Artikel auf ZDFheute vom 30.3.2012).
- Gasleck in Schottland: Explosionsgefahr vorerst gebannt (Artikel auf Zeit Online vom 31.3.2012)
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