Sonntag, 24. Juli 2011

Vertical Farming - Nahrung für die Zukunft der Menschheit?

Am Horn von Afrika herrscht Dürre! Somalia ist eines der am heftigsten von der verheerenden Trockenheit betroffenen Gebiete, in dem mehrere Regenzeiten hintereinander ausgeblieben sind. Täglich verhungern Menschen, fliehen zehntausende Hungernde in die ebenfalls nicht von üppigen Ernten gesegneten armen Nachbarstaaten Äthiopien und Kenia.

Die Lage in den Flüchtlingslagern wird immer dramatischer, auch dort leiden die Menschen unter Mangelernährung, den unsäglichen hygienischen Zuständen und den Folgen des Hungers. die Industrienationen haben seit mehreren Jahren die Mittel gekürzt, mit denen die notleidenden Menschen unterstützt werden könnten und heute dürfen wir uns aus berufenem Politikermund anhören, es sei 5 vor 12!

Aktionismus ist angesagt und so erhöht die Bundesregierung prompt ihre "Hilfe" auf 30 Mio. Euro, die EU insgesamt auf "satte" 160 Mio. Euro. Angesichts der von der UN veranschlagten 1,6 Mrd. $ (Hungerkrise: "Horn von Afrika braucht 1,6 Mrd. $ Hilfe" - Artikel auf FAZ.NET vom 25.7.2011) ist dieser Betrag nachgerade lächerlich und entspricht von daher genau der Einstellung kapitalistisch geprägter Staaten wie dem unseren, die eher hunderte von Mrd. Euro als Rettungsschirm über die gebeutelten systemrelevanten Banken aufzuspannen bereit sind, als das Hungerproblem der Welt schnell, effektiv und vor allem nachhaltig zu lösen!
Denn eines scheint klar - Nahrung ist genug vorhanden, aber nicht so verteilt und vor allem nicht so preiswert, dass jeder Mensch sich das kaufen kann, was er zum Leben benötigt. Nahrung ist, dank des kapitalistischen Wirtschaftssystems, zum Spekulationsobjekt geworden. Wer sich die Preise nicht leisten kann, der hat eben, nach kapitalistischer Lesart, Pech gehabt!

Ein weiterer Aspekt in diesem System der knappen, aber teuren Nahrungsressourcen ist, dass die reichen Industriestaaten ihre eigenen Ackerflächen mehr und mehr für den Anbau hochprofitabler Energiepflanzen (für sog. Biosprit und Bioenergie) nutzen, um die angestrebten Ziele für die CO2-Einsparungen zum Schutze der Umwelt zu erreichen.

Um aber die Nahrungsversorgung sicher zu stellen, kaufen die reichen Länder gleichzeitig die Nahrungsproduktion in den Ländern der Dritten Welt auf, während große Agrarkonzerne überall in den armen und ärmsten Ländern dieser Erde die besten Ackerflächen auf Jahrzehnte hinaus pachten, oder gar kaufen (nachdem korrupte Regierungen die einheimischen Kleinbauern enteignet und vertrieben und so die gewachsene landwirtschaftliche Kultur zerstört haben) und diese Flächen so der Nahrungsproduktion für die armen Einheimischen entziehen (Geschäfte mit Ackerland: Investoren haben Landlust - Artikel auf FAZ.NET vom 18.7.2011). Hier werden Produkte angebaut, die sich teuer in den Industriestaaten vermarkten lassen, die sich die einheimischen Hilfsarbeiter aber nicht leisten können!

Ist das fruchtbare Land erst weg, verloren an die ausländischen Konzerne, roden die hungernden einheimischen Bauern die letzten verbliebenen Reste des tropischen Regenwaldes, um ein bisschen Ackerland zu gewinnen. Auslaugung und Erosion lassen die Erträge aber rasch sinken und nach wenigen Jahren müssen die Menschen weiter ziehen, noch tiefer in den sterbenden Urwald hinein. Und je mehr sie die Bäume fällen oder abbrennen und neuerdings mit Agent Orange vergiften, desto weniger Regen fällt und lässt das Land verdorren!

Was übrig bleibt eignet sich kaum noch als Weide und doch nutzen große Fleischkonzerne die dürren Halme um Rindviecher für WurgerKing und McDoof zu züchten. Wir fressen nicht nur unsere eigenen Haare vom Kopf, sondern auch die der Menschen in den Ländern der Dritten Welt. Und was übrig bleibt, verheizen wir in unseren Porsche Cayennes, wenn wir sonntags morgens zum Brötchenholen zu Backshop um die Ecke brettern - da ist Allradantrieb auf Extrembreitreifen und 560 PS unbedingt "state of the art".

Somalia ist bei alledem aber sowieso außen vor. Zerrissen von einem furchtbaren Bürgerkrieg, der seit nahezu dreißig Jahren in dem Land tobt und der den gesamten Staat unregierbar gemacht hat, in dem Terror, Folter, religiöser Extremismus und Fanatismus an der Tagesordnung sind, in dem Warlords und dutzende fanatisierte Milizen (Horn von Afrika: Tödliche Konsequenzen - Artikel auf FAZ.NET vom 25.7.2011) gegeneinander und gegen alles kämpfen, was vermeintlich westlich ist, wo Kinder zu Mördern abgerichtet werden und das islamische Gesetz der Scharia mit seinen furchtbaren Körperstrafen selbst für die geringsten Vergehen herrscht, müssen die Menschen verhungern, weil sie selbst dann keine Nahrung anbauen könnten, wenn sie die Möglichkeiten dazu hätten!

Nahrungsmangel und extrem gestiegene Preise für Grundnahrungsmittel führten in den letzten Jahren schon häufiger zu Hungerrevolten und bürgerkriegsähnlichen Unruhen fast überall im Tropengürtel unseres Planeten!

Wie aber kann dieser verzweifelten Situation sinnvoll begegnet werden?

Ist der Plan der großen Agrarkonzerne eine tragfähige Lösung für die künftige Ernährung der Menschheit, der eine durch und durch industrialisierte Landwirtschaft unter Verwendung gentechnisch veränderten Saatguts (selbstverständlich patentrechtlich geschützt und für jede Aussaat neu beim Gentechnikkonzern ihres Vertrauens für teures Geld zu erstehen!), schwerer landwirtschaftlicher Maschinen (die natürlich jede Menge Energie benötigen und extrem teuer sind), Unmengen von Düngemitteln, Wasser (mit Hilfe von gigantischen Bewässerungsanlagen bis zur restlosen Versalzung der Böden in heißem Klima über den Ackerflächen versprüht!) und, weil sie so empfindlich sind, mit jeder Menge Herbi-, Fungi- und Pestiziden (bevorzugt dem von Monsanto hergestellten Unkrautvernichtungsmittel Roundup (ein wichtiger Bestandteil von Roundup ist Glyphosat), gegen das praktischerweise die von Monsanto gelieferten GVO-Saaten resistent sind!).

Dass bei dieser Art der "Landwirtschaft" nicht nur die Ressourcen an Grundwasser geplündert werden und weitere Teile des Landes deshalb von Trockenheit heimgesucht werden und die ehemaligen Landbesitzer nun als billige Hilfskräfte für die Ernte der Agrarerzeugnisse missbraucht und ausgebeutet werden, oder (weil plötzlich landlos geworden) auf der Suche nach Arbeit und Auskommen für ihre Familien in die großen Städte ziehen und dort in gigantischen Slums in Dreck und Unrat, Not und Elend vegetieren müssen, sei hier nur am Rande erwähnt!

Ist das wirklich die "schöne neue Welt", die wir uns erträumen? Oder ist es nicht vielmehr so, dass die Gentech- und Agrarkonzerne weder die Ernährung noch die Gesundheit der Menschheit im Focus haben, sondern ihre (und nur ihre) Profitinteressen?

Der Planet kann eine solche Art der Landwirtschaft nicht lange verkraften. Monokulturen fördern Pflanzenkrankheiten, der Einsatz der riesigen Maschinen die Bodenverdichtung, was wiederum den Einsatz noch größerer Maschinen bedingt und noch tieferes Pflügen. Diese Art der Landwirtschaft geht auf Kosten des Planeten und der gesamten Menschheit! das Prinzip lautet dabei:

Den Profit für die Konzerne, die Folgen für die gesamte Menschheit! (das altbekannte kapitalistische Prinzip der Privatisierung von Gewinnen und Sozialisierung von Verlusten, mithin also dasselbe Prinzip wie das der Rettung der Banken in der weltweiten Finanzkrise!)


Wie aber sehen die Möglichkeiten aus, die Erzeugung von Nahrung für die stetig wachsende Zahl der Menschen auf der Erde in allen klimatischen Zonen sicher zu stellen? Kann man die Ernährung mit Vertical Farms sichern?

Vertical Farm

Was ist überhaupt Vertical Farming? Kurz gesagt handelt es sich dabei um eine Technik, Landwirtschaft in Gebäuden zu betreiben, wobei man die Umweltbedingungen mit Hilfe technischer Anlagen kontrollieren und sich damit von den klimatischen Bedingungen der Gebiete, in denen die Vertical Farms errichtet werden, unabhängig machen kann! entwickelt hat diese Idee der US-Professor Dickson Despommier von der Columbia Universität in New York City im Jahre 1999 mit einigen seiner Studenten. Und die Idee an sich ist einfach bestechend, finde ich!

Vertical Farming Energiegewinnung

Die Kontrolle der Bedingungen in Vertical Farms bezieht sich sowohl auf die Temperatur, als auch Luftfeuchtigkeit, Lichtverhältnisse usw. und lässt sich auch auf andere Bereiche ausweiten wie z. B. Kontrolle und Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten, Ungezieferbefall. Dünge- und Pflanzenschutzmittel lassen sich effektiv nutzen und dosieren, Umweltkatastrophen bleiben weitestgehend ohne Einfluss auf die Nahrungserzeugung in den Vertical Farms.

Natürlich kommt auch hier Technik zum Einsatz und es werden auch große Mengen an Energie benötigt (die aber zumindest zum Teil in und mit der Vertical Farm gewonnen werden kann, indem man Sonnenkollektoren, Windkraftanlagen und aus Biomasse erzeugtes Biogas zur Stromgewinnung nutzt). Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit, Pflanzen ohne Erde (also in Hydrokultur, in einem Substrat wachsend) anzubauen und damit die Umwelt zu schonen. Die Technik ist theoretisch bereits weitgehend zur Nahrungserzeugung nutzbar. Weiterer Forschungsbedarf ist dennoch erforderlich um die Vertical Farms effektiver und energieeffizienter zu gestalten.

Vertical Farming

In solchen Vertical Farms könnten auch, wenn sie als aquaponisches System ausgelegt sind, neben der Erzeugung pflanzlicher Nahrungsmittel, Fische gezüchtet und für die menschlichen Ernährung genutzt werden. Theoretisch kann eine Vertical Farm auch als Zuchtbetrieb für die Massentierhaltung genutzt werden. Aber nach meinen Vorstellungen widerspricht das dem Prinzip einer ausgewogenen und gesunden menschlichen Ernährung, sowie den Prinzipien des Tierschutzes, artgerechter Haltung und einem Leben ohne Leid für die Tiere, die der Ernährung der Menschen dienen sollen. Auch Tiere haben Rechte und dazu gehört ein Leben in Würde, in freier Natur und eben ihrer Art und ihrem Wesen gerecht. Das aber kann eine Haltung in Gefangenschaft niemals sein!

Wir können die monokulturelle Landwirtschaft in den Industriestaaten einschränken und die frei werdenden Flächen sinnvoll nutzen, beispielsweise um Wälder zu pflanzen, die dem Klimaschutz dienen. Wir können uns aus der Fläche zurück ziehen und der Natur mehr Raum geben. Aber wir müssen den Boden und die Nahrung der Spekulation entziehen. Das gelingt uns, wenn wir den Großteil der Nahrung in Vertical Farms anbauen, die wir so konzipieren, dass sie weitgehend geschlossene Systeme bilden, die die Umwelt nicht belasten und in denen die Ressourcen sparsam und schonend eingesetzt werden!

Vertical Farms sind teuer. Sie erfordern große Investitionen. Sie sind geeignet für reiche Länder, die über die entsprechende technische Infrastruktur und eine gesicherte Energieversorgung verfügen. Man kann sie mitten in den Ballungszentren der Städte errichten und erpart sich und der Umwelt so Transportwege über hunderte und tausende von Kilometern oder gar mit dem Flugzeug um die halbe Welt. aber genau da, wo sie am dringendsten benötigt würden, in den Hungergebieten der Erde, wo die größte Not, Dürre und Hunger herrschen, kann sie niemand finanzieren, nutzen oder unterhalten!

Um Menschen zu retten, die in Ländern wie Somalia (als Staat kann man dieses Gebilde aus rivalisierenden islamischen Milizen, Privatarmeen und religiöse Fundamentalisten wohl nicht mehr bezeichnen) dem Hungertod entgegendämmern, ist zunächst die Versorgung mit Nahrung und sauberem Trinkwasser gefragt. Die herrschenden Gruppen wollen westliche Hilfe nicht ins Land lassen, weil sie vermutlich gern selber als Retter in der Not dastehen wollen. Gibt man ihnen aber Geld um die Menschen zu versorgen, kaufen sie sicher Waffen damit ein! Tausende werden die rettenden Flüchtlingslager nicht mehr erreichen, elend verreckt auf der Flucht vor Hunger und Verzweiflung! Wie lange wollen wir dem Sterben noch zusehen? Bis es zu spät ist, so scheint es, denn es ist nicht 5 vor 12, nein, es ist bereits 5 NACH 12 und die Politik ist Schuld!!!

weiterführende Links:

Samstag, 23. Juli 2011

Terror und Verzweiflung in Norwegen!

Zwei unfassbare Terroranschläge haben das kleine Norwegen bis in die Grundfesten erschüttert. Die Explosion einer gewaltigen Bombe legte das Regierungsviertel beinahe in Schutt und Asche und tötete dabei mehrere Menschen.
Die Polizei erklärt, dass derselbe Täter anschließend in aller Seelenruhe mit einem Auto zu einem Bootsanleger nahe der kleinen Insel Utøya, ließ sich mit einem Boot übersetzen und begann dort, Jugendliche brutal zu erschießen, die sich dort in einem Zeltlager versammelt hatten! Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind 92 insgesamt Todesopfer gezählt worden, aber es muss befürchtet werden, dass sich diese schreckliche Zahl weiter erhöht!
Bei dem Täter soll es sich um einen fundamentalistischen Christen handeln, der in rechtsextremen Kreisen bekannt und aktiv gewesen sein soll! Er besaß eine extrem islamfeindliche Einstellung und machte daraus auch gar keinen Hehl! Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die schnelle Vorverurteilung islamischer Terrornetzwerke als die Urheber der Anschläge, noch bevor auch nur die Spur eines brauchbaren Hinweises gefunden war!
Ob es Hintermänner oder Mittäter für diese katastrophalen Anschläge gab, ist leut Polizeiberichten noch nicht klar. Man darf sich allerdings wundern, wie ein Einzelner eine so enorme Menge an Selbstlaborat in einem Regierungsgebäude deponieren konnte und wieso es beinahe eine dreiviertel Stunde gedauert hat, bis Sondereinheiten der norwegischen Polizei den Amokläufer in dem Jugendlager stoppen konnten, obwohl sie ihn während des Massakers offenbar aus einem Hubschrauber heraus bei seiner mörderischen Tat gefilmt haben!
Fragen über Fragen bechäftigen die Menschen. Die Angehörigen der vielen Opfer werden die Ereignisse nie wieder aus ihren Köpfen verbannen können. Wir alle stehen in fassungsloser Trauer und namenlosem Entsetzen vor diesen Taten.
Unser Mitgefühl gilt den unschuldigen Opfern und ihren zurückbleibenden Angehörigen.

Ein Regenbogen für die vielen unschuldigen Opfer der Terroranschläge in Oslo und Utøya

weiterführende Links:


Montag, 4. Juli 2011

nachhaltigkeitscamp am 8.7.2011 in Stuttgart

Am Freitag ab 17:00 Uhr findet eine Veranstaltung der studentischen Initiative Nachhaltige Marktwirtschaft im Literaturhaus statt. Es sind eifrige Mitdiskutanten gesucht, die an dem Thema interessiert sind. Also, meldet euch an und rauscht nach Stuttgart - am besten mit dem Zug, der Nachhaltigkeit wegen - erklärt Euch gleich mit den Stuttgart21-Gegnern solidarisch und dann gehts auch schon los!
Interessante Themen dürften garantiert sein. Hier könnt Ihr schon ma reinschaun, was an Sessionsvorschlägen bislang eingegangen ist und wenn euch des noch nich reicht, dann schlagt selber was vor!
Weitere Informationen findet Ihr auch auf Facebook unter nachhaltigkeitscamp Stuttgart. Also reinschaun und mitmachen!