Samstag, 23. Februar 2008

Was essen die Menschen der Zukunft?

So wie die Ressourcen und Rohstoffe auf der Erde unterschiedlich und nach Auffassung vieler Menschen ungerecht verteilt sind, verhält es sich auch mit den landwirtschaftlichen Nutzflächen, dem fruchtbaren Ackerland also!
Mit dem gleichen Recht, wie sich die Industrienationen fragen, warum zum Teufel die größten Rohölreserven ausgerechnet in der politisch unruhigsten Weltregion am Persischen Golf liegen, kann man fragen: wieso eigentlich nicht? Solche Fragen sind eigentlich müssig und sollten für die Menschen ein Ansporn sein, miteinander zu kommunizieren und friedlichen Handel zu treiben. Stattdessen führt man Krieg um die Ölreserven, fackelt dabei gleich noch einen großen Teil ab und im Gegenzug beglücken uns die islamischen Staaten, die auf den Ölfeldern sitzen, mit einer besonders militanten Form des Islamismus! Was für eine verrückte Welt!
So wie der Westen den Golfstaaten ihren Ölreichtum neidet, halten diese es für ungerecht, dass der Westen mit riesigen Flächen fruchtbaren Ackerlandes gesegnet ist. Eigentlich zeugen solche Eifersüchteleien von ausgesprochener Ignoranz und zeigen, dass kaum noch jemandem die Vielfalt pflanzlichen, tierischen und nicht zuletzt menschlichen Lebens bewusst ist.
So wie wir mit neiderfülltem Blick die Medienberichte aus der Golfregion verfolgen, die uns den märchenhaften Reichtum der Scheichs und die niemals stillstehenden Ölpumpen auf den riesigen Ölfeldern zeigen, schauen diese mit Unverständnis auf die zur Erntezeit goldgelben Weizenfelder, auf denen riesige Maschinen die Ernte einbringen um diese zur Nahrungserzeugung in die Fabriken zu transportieren. Niemand nimmt zur Kenntnis, dass dei industrielle Landwirtschaft des Westens genauso gefährlich und schädlich ist, wie die hemmungslose Ausbeutung der Ölfelder der Golfregion.
Riesige Konzerne erzeugen Saatgut, auf das sie ein Patent angemeldet haben und die es den Bauern unmöglich machen, aus den daraus gezogenen Pflanzen eigenes Saatgut zu gewinnen. Einheitssorten, gezogen in riesigen, maschinengerechten Monokulturen, gedüngt mit Massen von Kunstdünger und "geschützt" vor Ungeziefer, Unkräutern und Pilzbefall durch große Mengen Insektizid, Pestizid und Fungizid, sind die Grundlage unserer Nahrungsmittel geworden. Jahrzehntausende alte Urwälder werden gerodet, ein paar Jahre lang Soja und Mais angepflanzt,um daraus Viehfutter herzustellen.
Die Einheitssorten, die industriell angebaut werden, werden von den Konzernen gezüchtet, patentiert und verkauft, die genau daraus sogenannte Lebensmittel ebenfalls in industriellem Maßstab erzeugen. Diese Sorten sind praktisch überall einsetzbar, vorausgesetzt, man düngt, bewässert und "schützt" sie in ausreichendem Maß.
Noch im 19. und 20. Jahrhundert war dies ganz anders. es gab eine beispiellose Biodiversität. Für nahezu jede Gegend der Erde gab es spezifische Nutztiere und Nutzpflanzenarten, die an die Bedingungen einzelner Regionen angepasst waren und über Jahrhunderte oder Jahrtausende daraufhin gezüchtet wurden. Ihre spezifischen Eigenschaften waren ideal für die klimatischen Bedingungen in den jeweiligen Entstehungsgebieten. Verbrachte man solche Züchtungen in andere Gebiete, sanken naturgemäß die Erträge und sie wurden anfällig gegen Ungeziefer und Krankheiten.
Um jedoch die Nutzpflanzen leichter Maschinell zu säen, zu pflegen und zu ernten, kreuzte man die unterschiedlichen Arten miteinander, um ihre positiven Eigenschaften zu stärken - zunächst sicher beseelt von dem Wunsch, den Hunger auf der Welt zu besiegen. Bestimmte Standards wurden festgelegt, welche die Nutzpflanzen zu erfüllen hatten, um sie industriell verarbeiten zu können. Dann meldete man Patente auf die so gewonnenen Hybriden an, denen man die Eigenschaft der Selbstreproduktion weggezüchtet hatte und begann das Saatgut teuer zu verkaufen. Bauern, die sich darauf eingelassen hatten, wurden so von den Saatguterzeugern abhängig. Auf diese Weise drängte man regionale Sorten vom Markt, da sie zwar an die Region angepasst, aber längst nicht so ertragreich wie die Hybriden waren.
Aus diesen industriell erzeugten und in Fabriken verarbeiteten Rohstoffen wird ein großer Teil unserer "Nahrung" erzeugt und fein säuberlich, aufwändig und einzeln verpackt an den Verbraucher verkauft. Man muss sich nicht wundern, wenn die Kinder heute keine Ahnung haben, dass Ketchup eigentlich aus Tomaten hergestellt wird und sie zwar Ketchup mögen, sich aber beim Verzehr von Tomaten übergeben müssen.
Dieser Trend zu industriell erzeugten Nahrungsmitteln wird sicher noch weiter zunehmen. Dies hat zur Folge, dass Menschen, die gesunde und natürliche Nahrung zu sich nehmen möchten, gezielt danach suchen und auch noch tief dafür in die Tasche greifen müssen. Bedauerlich, denn ausgerechnet die Menschen, die durch harte körperliche Arbeit eigentlich gezwungen sind, sich ausgewogen und gesund zu ernähren, können sich diese Lebensmittel in der Regel überhaupt nicht leisten. Um wie viel mehr trifft dies auf die Menschen in der sogenannten Dritten Welt zu?
Es stellt sich die Frage, ob es wirklich richtig ist, dass Konzerne Patente auf Pflanzen und Tiere, also auf Lebewesen anmelden können? Jeder Mensch sollte zumindest das verbriefte Recht auf freien Zugang zu Saatgut von alten Nutzpflanzenarten haben. Ob er das nutzt, sei seiner Entscheidung überlassen.
Wir müssen auch nach Möglichkeiten suchen, die eine ökologische und nachhaltige Landwirtschaft ermöglichen, die nicht die Böden auslaugt oder überdüngt und die die Diversität von Pflanzen und Tieren in all ihrer Vielfältigkeit erhält und unseren Nachkommen weitergibt.
Es sind intensive Forschungen und Versuche notwendig um die Grundlagen zu schaffen für
  1. ökologische Landwirtschaft
  2. Nachhaltigkeit
  3. Permakultur/permanente Agrikultur
  4. artgerechte Tierhaltung
  5. Zucht und Erhaltung alter und regionaler Haus- und Nutztierrassen (mit Einlagerung von reproduzierbarem Genmaterial in einem Genpool).
  6. Zucht und Erhaltung alter Nutzpflanzen (mit Einlagerung von Samen in einem Genpool).
Führe Dein Leben selbstbestimmt - lass Dich nicht verführen!

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