Mittwoch, 21. Mai 2008

Kennt Ihr schon den "Apfelpapst"?

In einer Sendung des MDR lief am heutigen Mittwoch Vormittag ein Bericht über Dr. Werner Schuricht, einen promovierten Gartenbauexperten aus Jena. Er soll über 15.000 Apfelsorten kenne, die er sammelt, bestimmt, veredelt und vor dem Aussterben bewahren will.
Hand aufs Herz, wie viele Apfelsorten kennen wir denn? Im Supermarkt liegen sauber aufgereiht, gewachst, gespritzt, sehr wässrig und bonbonsüss Golden Delicious, Pink Lady, Granny Smith aus garantiert chilenischem oder neuseeländischem Anbau. Das Ganze wird selbstverständlich zu jeder Jahreszeit umweltschonend und CO2-sparend per Flugzeug nach Europa und die USA exportiert!
Dem ein oder anderen ist vielleicht noch Jonagold ein Begriff, aber dann verließen sie Euch auch schon. Und dann kommt da einer her, der kennt 15.000 Sorten, wobei das nur die Hälfte der tatsächlich 30.000 Apfelsorten ist. Was für ein ungeheurer Schatz sich da verbirgt, in alten Gärten, Restbeständen uralter Streuobstwiesen oder wo auch immer.
Muss man sich da wundern, warum so viele Menschen allergisch auf den Genuss von Äpfeln reagieren? Wo sind sie nur geblieben, die Wachsrenette, Prinzessin Luise, Hoßfelds Gulderling und wie sie alle hiessen? Abgeholzt, in den Kachelofen geschmissen und verfeuert, weil sie nicht so schnell wachsen wie die industriell angebauten Sorten, weil sie nicht so viel tragen und wahrscheinlich weil sie an die regionalen Bedingungen angepasst sind, unter denen sie gezüchtet wurden. Wenn jeder Mann oder jede Frau so wie früher einen oder mehrere Apfelbäume in ihrem Garten stehen hätte, oder wenigstens vor dem Haus, würden sie ja keine Äpfel für teures Geld kaufen brauchen! Das wäre ja furchtbar zumindest für die Agroindustrie und außerdem, wie sagt man so schön? - an apple a day keeps the doctor away!
Dr. Werner Schuricht ist übrigens Autor zahlreicher Bücher zum Thema alte Apfelsorten.
Im Pomologen-Verein e. V. sind viele rührige Menschen aktiv. Schaut Euch mal deren Homepage an und seht, wie Ihr helfen Könnt, die alten Obstsorten für Eure Kinder und Enkel zu erhalten. Sie werden es Euch danken!
Übrigens hab ich noch eine sehr interessante Seite gefunden. Sie nennt sich Projekt AgrarkulturErbe. Dort gibt es eine Seite die sich Sachgebiet 29 nennt und eine Datenbank für Haus-, Nutz- und Zuchttiere und ihre Erzeugnisse enthält. Hier findet man Links zu beinahe allen jemals in irgendeiner Form landwirtschaftlich genutzten Tierrassen, sowie zu Menschen, die sich deren Schutz und Erhaltung auf die Fahnen geschrieben haben.

weiterführende Links:
Arbeitsgemeinschaft Streuobst , hier ist vor allem die Linkseite sehr zu empfehlen.
Boomgarden e. V. ,propagiert die Erhaltung von regionaltypischen Obstsorten.
Slow Food Deutschland , langsam essen und regionale Nahrungsmittel genießen, quasi das Gegenteil von Fastfood.



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