Montag, 19. Mai 2008

Kommentar zum Armutsbericht für Deutschland

Heute Nachmittag wird der Armutsbericht für Deutschland veröffentlicht. Er ist alarmierend, keine Frage, aber was wird geschehen? Vermutlich genau so viel wie sonst auch!
Während nach diesem nt-v Artikel vom 19.5.2008 die SPD sofort nach Steuererhöhungen schreit (nur für die Reichen natürlich), lamentiert die Union über Steuersparprogramme um die Armen, die sowieso keine Steuern zahlen, noch "weiter zu entlasten" - wunderbar, da geht einem echt das Herz über. Gleichzeitig dürfen wir uns laut einem Artikel, der ebenfalls am 19.5.2008 bei nt-v erschienen ist auf die "Rationalisierung von medizinischen Leistungen" gefasst machen. Das macht doch alles richtig Mut für die Zukunft. Unter solchen Voraussetzungen können wir alle voller Tatkraft und hoch motiviert daran gehen die Schulden zu tilgen, die die Bundesregierungen nach dem Krieg angehäuft haben und für die wir - die Leistungsträger dieser Gesellschaft - natürlich die Verantwortung zu tragen haben und zwar in Geld! Also Steuern rauf! Leistungen runter! Wer durch den Rost fällt, der hat eben Pech gehabt. Ich meine, ein wenig Eigenverantwortung muss doch auch sein, oder? Von irgendwas muss der Staat ja auch leben. Wer später mal nicht genug Rente hat, der hätte eben privat vorsorgen müssen, schließlich wusste man ja schon seit Langem dass künftig nur noch eine Grundrente gewährt werden kann. Und wer zu seinem Vergnügen in Kur gehen will, weil ihm der Flug in den Urlaub zu teuer geworden ist (ein Hartz- IV-Empfänger kann sich halt nicht einfach dreimal im Jahr ein 19,-€-Ticket nach Malle leisten), der soll auch sehen, dass Gesundheit nicht umsonst zu haben ist.
Privat vorsorgen heisst die Devise, wie man allenthalben vernehmen kann. Und das dürfte angesichts von Stundenlöhnen im Bereich von 5,-€/brutto mit denen sich Arbeitnehmer aus dem Präkariat begnügen müssen ja wohl kein Problem sein. Wem das, was er verdient zum Leben nicht reicht, der muss sich halt einen besser bezahlten Job suchen. Oder einfach ein bisschen mehr arbeiten (ich meine nicht nur bis 68 oder 75 oder vielleicht 80 Jahre, bevor er dann keine Rente kriegt). Man kann dann halt nicht nach 8 Stunden Arbeit einfach heim gehen, um seinen Alkoholpegel wieder auf 1,2 Promille Standgas hoch zu fahren. Man muss dann eben 12-14 Stunden am Tag arbeiten. Wo ist denn da das Problem?
Wie sagte doch Norbert Blüm so schön in den 80er Jahren, als die Welt und Deutschland unter Bundeskanzler Helmut Kohl noch in Ordnung waren? Nein, ich meine nicht den mittlerweile legendären Ausspruch: "Die Renten sind sicher!" Er gab auch so weise Worte von sich wie:"Früher fuhren die Menschen fröhlich mit 65 Jahren in die Grube, heute jammern sie sich bis 85 durch!" Jedenfalls sinngemäß.
Ich weiß, ich weiß, eigentlich ist dies hier kein reines Politikgeschwafel-Blog, aber das musste ich einfach mal los werden. Es freut mich, wenn ihr mir diesen emotionalen Ausbruch nachsehen könntet. Für die Zukunft werde ich mich etwas mehr zurückhalten und mich auf mein eigentliches Anliegen, den Schutz der Natur und unseres Planeten konzentrieren!
Ein Wort noch zum Schluss. Ich wünsche den Politikern, die mit ihren Entscheidungen über Wohl und Wehe der ihnen anvertrauten Menschen entscheiden und mit einem Federstrich dafür sorgen, ob sie medizinisch versorgt werden oder nicht, ob sie im Alter von ihrer Rente existieren können oder zum Sozialfall werden, dass sie wenigstens einmal im Leben eine zeitlang vom Einkommen einer Reinigungskraft leben müssen. Vielleicht sind sie dann in der Lage die Sorgen und Nöte der Menschen, die sie gewählt haben oder auch nicht (aber auch das ist ja eine Art von Abstimmung) zu verstehen und vor der Verabschiedung eines Gesetzes über dessen Folgen nach zu denken und nicht erst hinter her, wenn überhaupt!

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