Montag, 23. März 2009

Verhindert eine "mächtige Lobby" den Genmais in Europa?

Was ich am 23.3.2009 bei Zeit-Online las, lesen musste, liess mich zuerst an meinem, dann am Verstand des Autors Hartmut Wewetzer zweifeln. Unter der Überschrift "Genveränderte Pflanzen - Wir Kolbenfresser" war zu lesen, eine quasi unheilige Allianz aus Grünen, Greenpeace, BUND, dem Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und sogar der guten alten CSU, die ja sonst nicht einmal Probleme mit Atomkraftwerken, Chemiefabriken und der Auto- und Rüstungsindustrie in ihrem Bayernland sieht, habe dem wunderbaren Genmais von Monsanto den Krieg erklärt - mit dem ausdrücklichen Ziel, dessen Anbau in Deutschland zu verbieten!

Genmais ist natürlich, pestizidarm, ertragreich und bekömmlich...

...so stand in der Subline zu lesen...

...doch eine mächtige Lobby bekämpft ihn erbittert – warum?

Was für eine dämliche Frage, sagte ich zu mir und beschloss daraufhin, einen Artikel für mein Blog zu schreiben.

Einige Abschnitte weiter unten in dem betreffenden Zeit-Artikel, kann man lesen, dass Menschen verhungern müssen, weil sie sich das Essen nicht mehr leisten können, weil Reis und Getreide und Mais zu teuer werden. An anderer Stelle wird erläutert, genverändertes Saatgut sei eben teurer, als konventionelles Saatgut (wie das alles zusammen passt, bleibt das Geheimnis des Autors des genannten Artikels). Und auch auf die wunderbaren Eigenschaften des Genmaises wird verwiesen, der ja praktischerweise sein eigenes Pestizid herstellen kann und so den Einsatz von Pestiziden minimiere. Die Frage ist aber doch, warum wird der Genmais, gegen das Pestizid aus eigenem Hause resistent gemacht, wenn man dessen garnicht bedarf? Dies kann nur einen Grund haben: man will Geld verdienen und verhindern, dass die Pestizide anderer Hersteller genutzt werden. Mal abgesehen davon, dass diese Gifte um keinen Deut besser sind, als die Produkte von Monsanto, darf man getrost ebenfalls fragen, wie man mit dem genveränderten Zeug den Hunger bekämpfen will, wenn doch die Saat teurer ist, als die üblicherweise verwendete? Die Bauern, die dieses Saatgut erwerben und einsetzen, werden mit Knebelverträgen gezwungen, nicht nur Lizenzgebühren zu bezahlen, sie dürfen nicht einmal einen Teil der Ernte für die nächste Aussaat einbehalten und - das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen - sie müssen sich verpflichten nur die Pestizide von Monsanto zu kaufen und einzusetzen, gegen Schädlinge, die der Mais angeblich selber töten kann. Nun die vielleicht etwas peinliche Frage:"Wie kann man so den Hunger in der Welt bekämpfen?" Die Erklärung bleibt die Zeit natürlich schuldig. Und auch die Antwort darauf, warum der Genmais "natürlich", oder ertragreicher und pestizidärmer (weil er resistent gegen die Pestizide von Monsanto ist, kann man ihn nach Lust und Laune spritzen und das wird auch getan) sein soll, als anderer Mais.

Wenn jetzt noch jemand behauptet, Monsanto bringe seine Produkte unter diesen Bedingungen auf den Markt, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen, dann sinke ich ob soviel Menschlichkeit vor Ehrfurcht auf die Knie, glaube ich auch wieder an den Weihnachtsmann und seinen Sack voller Geschenke. Hunger kann man nur dadurch bekämpfen, dass Nahrung zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar ist und zwar in ausreichender Menge. Hört man die Argumentation der ebenfalls in dem Artikel zitierten Entwicklungsbiologin und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard nach dem Motto "Wovor haben wir eigentlich Angst" an und bedenkt, dass die bestenfalls zweifelhaft zu nennenden Geschäftspraktiken des Genkonzerns Monsanto mit keinem einzigen Wort erwähnt werden, darf man sich schon die Frage stellen, wer den Artikel in der Zeit wohl bezahlt haben mag.

Auch wenn die Befürworter des - euphemistisch - als "Grüne Gentechnik" bezeichneten Einsatzes transgener Pflanzen behaupten, den Hunger in der Welt nicht nur bekämpfen zu wollen, sondern dazu auch in der Lage zu sein, bleiben sie den Beweis schuldig. Fakt ist, auch wenn gentechnisch veränderte Pflanzen weltweit auf mittlerweile 125 Millionen Hektar angebaut werden, ist der Hunger nicht weniger geworden. Denn ob man sich Nahrungsmittel kaufen kann oder nicht, ist keine Frage der verfügbaren Menge, sondern des Geldes. Daran kann Gentechnik nichts ändern, denn sie ist teurer als konventionelle Landwirtschaft. Und es gibt für Monsanto und Konsorten keinen einzigen Grund, Nahrungsmittel oder Saatgut zu verschenken, denn es handelt sich um kapitalistische Unternehmen, die darauf ausgerichtet sind, Gewinne zu machen. Die höchsten Gewinne sind aber erst dann drin, wenn man eine Monopolstellung inne hat und da ist Monsanto mit seinem Marktanteil von nahezu 90% schon verdammt nah dran.

Auffallend ist in dem Artikel der Zeit auch, dass es sich hier offensichtlich um eine komprimierte Aufzählung von Argumenten aus der Propaganda Marketingabteilung eines Genkonzerns zu handeln scheint. Gegenargumente werden nicht erwähnt, sondern lediglich in süffisantem Plauderton als die auswendig gelernten Flyertexte der dümmlichen Greenpeace- oder anderer Umwelt-Aktivisten (und die sind den logischen und wissenschaftlich begründeten Argumenten der Genkonzerne natürlich nicht zugänglich!) hingestellt. Dass es auch Wissenschaftler gibt, die der Gentechnik äußerst skeptisch gegenüber stehen, wird geflissentlich gleich ganz verschwiegen! Das konnte man nur einem Artikel entnehmen, der bereits vor knapp 3 Wochen in der Zeit-Online erschienen ist und den ich auch unter den weiterführenden Links verlinkt habe (siehe ganz unten!).

Und jetzt stehe ich da, allein auf weiter Flur, unterstützt nur von ein paar wenigen, vermutlich geistig minderbemittelten Umweltschützern, wie ich selbst auch einer bin und engagiere mich nach wie vor gegen Gentechnik. Gegen den Willen der weisen und allwissendenFrau Nüsslein-Volhard, gegen die die Zeit und erst recht gegen Monsanto (Ich unterstelle Monsanto rein kommerzielle Interessen und nicht den Hauch sozialer Verantwortung. Denn wenn dem so wäre, hätte Monsanto die Opfer seiner PCB-Verseuchung, oder vielleicht auch der Opfer von Agent Orange schon längst entschädigt und würde nicht auf eine biologische Lösung des Problems und der damit zusammenhängenden "Unannehmlichkeiten" warten!). Wenn ihr Befürworter den Genmais von Monsanto tatsächlich für "natürlich, pestizidarm, ertragreich und bekömmlich" haltet, solltet Ihr ihn vielleicht für Eure tägliche Ernährung nutzen (aber wahrscheinlich kauft Ihr Eure Nahrungsmittel lieber in einem Öko- oder Naturkostladen und schaut lieber von Ferne zu, wie andere Menschen den Gendreck fressen, den Ihr für gut haltet!). Aber mit welchem Recht wollt ihr die Menschen dazu zwingen, dieses Zeug zu fressen, obwohl sie es nicht wollen?

Eins habe ich aus diesem Artikel gelernt. Der Kampf beginnt erst jetzt richtig und nur weil einige "Experten" der Meinung sind, das genveränderte Zeug sei nicht nur nicht schädlich, sondern auch gesund und bekömmlich, heisst das noch lange nicht, dass ich diese Meinung teilen muss. Wir haben zwar in unserem Lande nicht mehr sehr viele Freiheiten, aber die Freiheit, den Genmais und all das genveränderte Zeug drumherum abzulehnen, die nehme ich mir und das lasse ich mir von Euch nicht nehmen!

Fukuoka Sensei
Fukuoka Sensei

Dieser weise japanische Bauer, Masanobu Fukuoka, hat bewiesen, dass es weder gentechnisch veränderter Organismen auf den Äckern und Feldern bedarf, noch chemischer Düngemittel oder gar Pestizide. Seine Ernten waren fast genauso ertragreich, wie die der "konvertionell-wissenschaftlichen" Landwirtschaft. Er nannte sie Nichts-Tun-Landwirtschaft. Aber daran verdienen die Genkonzerne und die Chemie-Industrie nichts!

weiterführende Links:

Stop the Crop!
Stop the Crop!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Du hast zwar Masanobu Fukuoka angeführt aber ich kann nicht sehen wie er seinen Beweis hingekriegt hat. Kannst du da noch ein paar Infos dazugeben. Ich liebe Macher...

A.O. hat gesagt…

Friede sei mit Dir Erhard,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Es ist vermutlich schwierig, einen wissenschaftlichen Beweis für die Erträge in der natürlichen Landwirtschaft anzuführen. Es gibt vermutlich nur sehr wenige Untersuchungen zu dem Thema. Die Praxis der natürlichen Landwirtschaft muss die Ergebnisse liefern, denn wissenschaftliche Versuche in Laboren entsprechen in keiner Weise den natürlichen Gegebenheiten, die man auf den Feldern und Äckern antrifft und ich behaupte mal, man kann die natürlichen Verhältnisse (die man gern im Labor zu imitieren versucht) nur in der natürlichen Umgebung antreffen.
Ich bezog mich mit meinem Beweis auf Masanobu Fukuokas eigene Schilderungen in seinem Buch "Die Suche nach dem verlorenen Paradies", welches im pala-Verlag erschienen ist. Da er selbst Wissenschaftler auf dem Gebiet der Pflanzenpathologie war, bevor er sich zu einem Bauern entwickelte, messe ich seinem Wort schon einiges an Bedeutung bei. Er schreibt dort, ich zitiere:
"...Vielleicht sehe ich es etwas großzügig, aber ich habe es immer wieder durchgerechnet - dieser Reis (er verwendete eine alte Sorteaus der Tokugawa-Periode, die 1600-1868 währte; Anmerkung von mir)kann Erträge von bis zu 1.700 kg pro Hektar bringen. Dieser Ertrag ist höher als der, den die wissenschaftliche Landwirtschaft erzielt. Der höchstmögliche Ertrag von im Freien angebautem Reis ist auf 1.700 - 2.500 kg geschätzt worden, mein Reis ist nicht weit entfernt davon. Ich möchte jetzt erklären, wie ich diesen Reis anbaue. Seit mehr als 20 Jahren habe ich mein Feld nciht gepflügt, keine chemischen Düngemittel verwendet und keine Pestizide gespritzt. und doch ernte ich solchen Reis. Was ich habe ist eine alte Reissorte mit viel Klebereiweiß..."
Masanobu Fukuoka ist nach einem erfüllten und langen Leben, im letzten Kahr im Alter von 96 Jahren gestorben. Seine Art der Landwirtschaft ist für die chemische Industrie und die Genkonzerne sicherlich ein Alptraum. Seine Bücher sind sehr lesenswert, allerdings sind sie z.T. recht philosophisch. Das kommt bei vielen Menschen, die der Ansicht sind, die Industrialisierung der Landwirtschaft und aller anderen Bereiche, sei das Nonplusultra, nicht besonders gut an.
Ich vertrete jedoch die Meinung, seine Art der natürlichen Landwirtschaft, lässt sich auf alle geographischen ud geologischen Verhältnisse übertragen. Man muss nur die alten Nutzpflanzenarten wieder zu nutzen lernen.
Unter der Linkliste in meinem Blog findest Du einige Seiten, die mehr Informationen bieten können, meist sind sie aber auf Englisch und damit hab ich hin und wieder ein Problem (in der Schule nich aufgepasst, hihi). Auch bei den Bloglinks gibt es z.B. die Seite NaturalFarming.org, die sich mit der Thematik auseinander setzt. Auch sie auf Englisch und man muss sich anmelden/registrieren lassen.
Daneben kann ich sämtliche Bücher von Fukuoka zuir Lektüre nur wärmstens empfehlen. Du findest sie auf der Bücherliste meines Blogs, auf der rechten Seite weiter unten.
Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für Dich und Deine Arbeit im Sonnenflüsterer-Blog,

Andrej

PS: Auf YouTube finden sich einige Filme über Fukuoka Sensei und seine Art der Landwirtschaft, hier aber z.T.sogar in Spanisch, womit ich nun garnix anfangen kann ;-)