Samstag, 11. April 2009

Von Nullen regiert?

Am 3.4.2009 berichtete die Netzeitung unter der Überschrift "Nullen allein machen nicht satt" zum Ausklang des G20-Gipfels, wie man sich - wieder einmal - auf nichts konkretes einigen konnte. Außer ein wenig Larifari, damit man nicht ganz den Anschein erwecke, man habe sich nur zu freundschaftlich-belanglosem Palaver getroffen. Was war nun das Ergebnis? Hat es sich gelohnt, dass dafür ein Mensch in London sterben musste? Der Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe, Hans-Joachim Preuß, sagte resigniert...

..."Mal wieder wurden auf einem Gipfeltreffen große Summen verkündet, aber was zählt ist das ernsthafte und dauerhafte Bemühen um ein faires globales Wirtschafts- und Finanzsystem»...

...und...

...«Nullen allein machen nicht satt!»

Nachdem ich ein wenig darüber nachgedacht habe, komme ich nun zu dem Schluss, dass dieser Mann absolut recht hat. Natürlich machen Nullen allein nicht satt. Ganz besonders dann nicht, wenn sie in der Mehrzahl in der Politik und der Wirtschaft anzutreffen sind und zwar in der Funktion des hauptberuflichen Bedenkenträgers und des Zockers! Eine Krähe hackt der anderen bekanntlich kein Auge aus und so verstehen sich die Politiker als die Wasserträger der Wirtschaft und die Wirtschaft hat es gern, wenn man ihr den Arsch küsst und die Stiefel leckt! Das braucht natürlich kein Politiker ohne Gegenleistung zu tun. Die warmen Sessel in den Vorstandsetagen sind schon bereitet, darinnen man sich nach getaner Arbeit "zum Wohle des Volkes" gemütlich breit machen kann.

Und so sieht Politik - nicht nur hierzulande - dann auch aus! Lange, viel zu lange, haben wir uns darauf verlassen, dass die Politiker das, was sie als Amtseid eblegen, nämlich, dass sie Schaden vom deutschen Volk abwenden und seinen Nutzen mehren wollen, auch wirklich ernst nehmen. Nun wurden wir eines besseren belehrt. Diejenigen, die das Desaster der "Finanzmärkte" verschuldet haben, die Banker die das Geld hemmungslos verzockt haben, ohne einen Funken Unrechtsbewusstsein oder eine Spur der Reue und die Politiker, die sich der Illusion hingegaben, der Markt reguliere sich selber, verteilen großzügigst das Geld des Steuerzahlers, ohne mit der Wimper zu zucken! Und ohne wirksame Kontrollmechanismen zu installieren! Würde man tatsächlich auf die Wirksamkeit der "Selbstreinigungskräfte" des Marktes vertrauen, hätte man die Banken, die sich selbst in den Ruin getrieben haben, Pleite gehen lassen. Stattdessen erklärte man sie zu systemrelevanten Institutionen und verpulvert für ihre Rettung das Geld der Steuerzahler!

Dem Bürger gaukelt man vor, er könne mit einer "Umweltprämie" in Höhe von 2.500 € das Klima retten, wenn er sein "altes" Auto verschrotte und sich ein neues Fahrzeug zulege! Natürlich ist diese Umweltprämie an keinerlei Umweltauflagen für das neue Auto gebunden, denn sonst könnten die deutschen (Premium-) Hersteller ihren Laden gleich dicht machen. Denn Autos mit geringem Spritverbrauch und niedrigem CO2-Ausstoss, sind nicht gerade die Stärke der deutschen Hersteller! Was viel wichtiger wäre als das zweifelhafte Vergnügen jede - noch so unwichtige - Besorgung mit Hilfe eines Autos erledigen zu können, nämlich die Versorgung der Weltbevölkerung mit bezahlbaren Lebensmitteln, interessiert kein Schwein, solange die eigenen Bevölkerung genug zum beissen hat. Und noch ist das der Fall, obwohl es auch in der westlichen Hemisphäre immer mehr Menschen gibt, die sich aus eigener Kraft nicht mehr ernähren können. In den USA bespielsweise sind mehr als 32,2 Millionen Bürger auf Lebensmittelhilfe angewiesen (Artikel auf n-tv.de vom 3.4.2009 "Lebensmittelhilfe in den USA - Jeder zehnte Bürger bedürftig"). Und auch wer hier in Deutschland auf Hartz IV-Niveau angelangt ist, kann ein Lied davon singen, wie man sich mit diesen paar Kröten, die einem monatlich als Almosen auf´s Konto überwiesen werden, ausgewogen ernähren kann!

Es ist ein Grundbedürfnis des Menschen zu essen und zwar in ausreichender Menge und guter Qualität. Aber das ist überall auf der Welt genauso. Und weil die großen Genkonzerne mit ihrem patentierten Saatgut das vollmundige Versprechen, den Welthunger zu besiegen, wenn man nur gentechnisch veränderte Nahrungspflanzen anbaut, nicht halten konnten und dies auch in Zukunft nicht schaffen werden, hat man nun begonnen, die besten Böden in den Ländern der Dritten Welt aufzukaufen (sueddeutsche.de in einem Artikel vom 1.4.2009 unter "Nahrungsmittelkrise - Die Erde wird knapp"), um die schwindende Fruchtbarkeit der landwirtschaftlichen Nutzflächen in Europa und Nordamerika auszugleichen. Ist das gerecht? Ist das einfach nur Kapitalismus? Oder ist es die Kapitulation vor der Macht der Großkonzerne? Wir fressen unsere Äcker kahl und zerstören sie mit Unmengen künstlicher Düngemittel und dem massiven Einsatz von giftigen Chemikalien (und die Regierung subventioniert nach altbewährtem Muster den Raubbau an unseren Ressourcen. Das Thema ist der Politik so heikel, dass die Agrarsubventionen bis vor kurzem noch streng geheim waren - Artikel bei greenpeace vom 24.9.2008 "Agrarsubventionen: Die Transparenz kommt viel zu spät"). Wir lassen es zu, dass große Konzerne die Regenwälder abholzen um Plantagen für Biospritpflanzen anzulegen, damit wir auch morgen noch mit unseren SUV´s zum Bäcker Brötchen holen fahren können. Und weil das alles immer noch nicht genug ist, nehmen wir den Menschen in der Dritten Welt auch noch den letzten Rest fruchtbare Ackerlandes ab, um unsere eigenen Bedürfnisse - die mittlerweile weit über dem liegen, was zu einem guten Leben notwendig wäre - zu befriedigen!

Wie egal zumindest der deutschen Regierung der Zustand der Ackerböden in unserem Lande ist, zeigt schon die Tatsache, dass mehrere Millionen Euro jedes Jahr in die Erforschung herkömmlicher industrieller Anbaumethoden gepumpt werden - natürlich zum Wohle der großen Chemiekonzerne. Die Summe (als solche eigentlich gar nicht zu bezeichnen), die für die Forschungen auf dem Gebiet alternativer Anbaumethoden oder gar der Permakultur, ausgegeben wird ist vernachlässigbar! Da hier nicht viel Geld zu holen ist, weil nur wenige kleine oder gar keine Maschinen eingesetzt werden, weil keine Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die sehr teuer sind und nicht zuletzt, weil kein teures, gentechnisch verändertes Saatgut eingekauft werden muss, an dem nur die Chemie- und Genkonzerne verdienen, ist diese Art der Landwirtschaft sowohl für die Konzerne, als auch die Politik uninteressant!

Wer jetzt immer noch behauptet, die Politik habe das Wohl der Menschen im Sinn, der ist möglicherweise unbelehrbar! Die...

...Bürger sind für die Politiker diejenigen, die sie beim Regieren stören...

...und damit sie nicht vergessen, für wen sie ihre Posten bekleiden, dürfen wir nicht aufhören, ihnen unsere Meinung zu sagen und ihnen auf die schmutzigen Finger zu klopfen! Also denkt dran: "Wer schweigt hat schon verloren!" Um noch einmal auf die Bemerkung des Herrn Preuß zurück zu kommen. Nullen machen wirklich nicht satt, aber wir haben es auch satt, von ihnen regiert zu werden.

2 Kommentare:

Stefan hat gesagt…

In den armen Ländern wird auch vielfach Viehfutter für unsere europäischen Nutztiere angebaut, statt Nahrungsmittel für die eigene Bevölkerung. Unsere eigenen Flächen werden zunehmend für den Maisanbau verwendet - Mais für Biogasanlagen. Gut subventioniert das Ganze, und so ist es dann billiger, Viehfutter zu importieren. Und dann klopft sich Deutschland auf die eigene Schulter, angesichts der im Lande produzierten "Bio-Energie". Ganz schön pervers...

A.O. hat gesagt…

Das ist in der Tat mehr als pervers! Besonders das "Schultergeklopfe", sich selber und auch gegenseitig, unter Politikern, geht mir mittlerweile gewaltig auf den sprichwörtlichen Sack!
Aber um auf sowas aufmerksam zu machen, wieder und immer wieder, gibt´s ja Leute wie Dich und noch ein paar andere!
Wir bleiben dran!
Danke für Deinen Kommentar, Andrej