Montag, 18. Mai 2009

Porsche nagt am Hungertuch...

...und wir sollen jetzt Mitleid haben mit diesem arroganten Gesindel?

Das ist ein klein wenig zu viel des Guten, finde ich. Was Josef Ackermann bei der Deutschen Bank, ist Wendelin Wiedeking bei Porsche, ein großspuriges Großmaul, dass sich die eigenen Taschen derart großzügig füllte, dass jedem Normalsterblichen die Augen übergehen würden, wenn er solche Zahlen auf seinem Kontoauszug entdecken würde. Nur damit das niemand vergisst. Dieser Herr hat im Jahr 2008 das durchaus stolze Sümmchen von 100 Millionen Euronen eingesteckt (Artikel "Der Durchstarter" vom 28.12.2008 auf tagesspiegel.de)! Porsche machte 2008 einen Gewinn von 8,7 Milliarden Euro, bei einem Umsatz von lediglich 7,5 Milliarden. Wie das geht fragt Ihr Euch? Ganz einfach. Man nehme einen als genial bezeichneten und ziemlich skrupellosen Finanzchef namens Holger Härter und lasse ihn machen. Dank der lauthals angekündigten Übernahme von VW durch Porsche, waren die VW-Aktien, von denen Porsche bereits ein sattes Kontingent besaß, plötzlich einen Wert von über 1.000 Euro - pro Stück! So einfach ist dass, reich werden durch Spekulation.

Leider ist es aber nun mal so, dass sich nicht nur die Banker in nahezu sämtlichen deutschen Geldhäusern (ein krasses Beispiel: "Finanzmarktkrise: Die HRE und das 900-Milliarden-Risiko", Artikel auf spiegel.de vom 5.10.2008) mit ihren hochriskanten Anlagen und Schrottpapieren verzockt und einen großen Teil der Konzern- und nach den milliardenschweren Rettungspaketen und Hilfsaktionen auch des Steuerzahlers durchgebracht haben. Auch Porsche, mit seinen hochkarätigen und über jeden Zweifel erhabenen Spezialisten an der Spitze, steht nun im neuen Jahr mit leeren Händen da. Nein, ich lüge! Porsche steht sogar mit mehr als 9 Milliarden Euro Schulden da, weil man nicht nur die Übernahme von VW gründlich vergeigt, sondern sich vollkommen überhoben hat. Für mich sieht das aus der Ferne schlicht und einfach so aus, dass die Manager jedes Maß und jede Kontrolle - vor allem über sich selbst - verloren haben. Und jetzt halten sie allen ernstes die Hand auf? Ganz so, wie Opel, BMW ("Porsche und BMW - Autokonzerne spekulieren auf Staatshilfe", Artikel auf sueddeutsche.de vom 17.5.2009), General Motors, Chrysler, sämtliche Banken, Schaeffler ("Hoffen auf Staatshilfe: Schaeffler erkauft sich Stütze mit Stellenabbau", Artikel auf WeltOnline vom 12.5.2009) und was weiss ich noch wer?

Vom Größenwahn getriebene und offenbar völlig beratungsresistente Großunternehmer und Manager versuchen die Kassen des Staates zu plündern, dessen Einmischung sie sich bis vor kurzem mit der Begründung verbeten hatten, der Staat sei nicht der bessere Unternehmer! Das ist wohl wahr. Aber besonders gut waren die Unternehmer ja auch nicht, sonst würden sie heute nicht finanziell auf dem Zahnfleisch kriechen, oder? Und, das kommt noch erschwerend hinzu, wenn der Staat schon das Geld seiner Bürger in marode Unternehmen stecken sollte, dann hat er nicht nur das verdammte Recht, sondern auch die Pflicht, Einfluss auf die Entscheidungen zu nehmen, die für die Zukunft gefällt werden müssen! Die einzigen, die - neben dem steuerzahlenden Bürger - Opfer bringen müssen, um den in der Scheisse steckenden Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen, sind die Beschäftigten. Leider/Gott sei dank liegen sie nach der Entlassung nicht mehr den Unternehmen auf der Tasche, sondern ebenfalls dem Staat und den Bürgern.

Es ist schon erstaunlich, wie schnell aus den eifrigsten Verfechtern des Kapitalismus und der sogenannten freien Marktwirtschaft arschkriechende und um Geld bettelnde Bittsteller werden können. Warum machen wir jetzt nicht mal richtig einen auf Kapitalismus? Porsche kann seine 9 Milliarden Schulden nicht Schultern? Pech gehabt, so ist das nun mal. Hypo Real Estate braucht nochmal 110 Milliarden frisches Geld? Na und, macht den Laden dicht! Zu viele Autokonzerne produzieren zu viele Autos, die der Kunde nicht will und die Umwelt nicht braucht? Tja Leute, das war´s dann ja wohl! Der Markt bereinigt sich schon selbst - so die Auffassung der Erzkapitalisten aus der Wirtschaft. Der Staat aber hat Angst vor noch mehr arbeitslosen Wählern. Die Manager dagegen fürchten um ihre fetten Bankkonten. Aber warum eigentlich? Wo Unternehmen kaputt gehen, entstehen gleichzeitig neue - sagt der Kapitalismus. Aber die Pfeifen aus der Wirtschaft sehen das etwas anders - Kapitalismus ja, aber nicht mit uns und nicht in diesem Fall, schließlich sind wir systemrelevant!

Bis heute vermisse ich eine Presseerklärung vom scheinheiligen Wendelin, in der er die Rückerstattung von 100 Millionen Euro wegen eigener Unfähigkeit ankündigt. Schade! Aber da ist wohl mal wieder der Wunsch der Vater des Gedankens, wie so oft!

weiterführende Links:

  • Finanzkrise (Artikel auf Wikipedia)
  • Porsche: Wenn Luxus um Stütze bettelt (Artikel auf FAZ.NET vom 18.5.2009; Porsche stellt, umwelttechnisch gesehen, die größten Dreckschleudern in ganz Europa her. Was mit einem einzigen Porsche Cayenne in die Luft geblasen wird, reciht für einen kompletten Fuhrpark knuffiger Fiat 500 aus. Allein aus diesem Grunde haben Fahrzeuge vom Schlage eines 911er, Cayenne, oder gar dem neuen Panamera eigentlich keine Daseinsberechtigung mehr. Dienen sie doch vorzugsweise als Schwanzverlängerung für impotente Pseudodynamiker vom Typ "was-bin-ich-doch-für-ein-toller-Hengst-und-schau-mal-was-ich-mir-alles-leisten-kann").


4 Kommentare:

Hukwa hat gesagt…

es geht immer um das selbe: das gesetz des ellenbogens und das wesen des egoismus. ausschalten, vernichten, erster sein, andere benutzen, ich will... psychologisch heißt das angst, mit angst hält man menschen unter kontrolle. für mich ist konzernpolitik immer eine egoistische kranke politik dennoch:
selbst in wahlzeiten bezahlen die kälber ihren metzger, irgendwie bekomme ich das gefühl nicht los das mit unserer gesellschaft etwas nicht stimmen kann.
gruß hukwa

Stefan hat gesagt…

Ja, Hukwa, etwas stimmt nicht. Hier aber ließe sich in der Tat fragen, ob wir mit den Wahlen auch immer die Wahl haben...

Hukwa hat gesagt…

wahrscheinlich, bestimmt sogar haben wir sie nicht - was wohl sein wird ist dass wir uns wieder einmal mit dem kleineren übel abfinden werden. doch wie ich schon einmal schrieb - die hoffnung sollte zuletzt auf der strecke bleiben.
gruß hukwa

A.O. hat gesagt…

Danke, Freunde, für Eure Kommentare. Ich für meinen Teil sehe die Wahl so: Du kannst wählen, aber nur die Größe der Jauchegrube, in die Du nach der Wahl springen musst. Dabei sind sie alle so tief, dass Dir die Scheisse über die Oberkane Unterlippe läuft!

Für Freiheit und Gerechtigkeit, Thialfi/Andrej