Sonntag, 18. Oktober 2009

Den Wald retten - bis 2020?

Der WWF fordert in einem am 18.10.2009 erschienen Artikel ("Waldschutz ist Klimaschutz - WWF fordert die Entwaldung bis 2020 zu stoppen"), die Vernichtung der Wälder müsse bis zum Jahr 2020 gestoppt werden. 20 Prozent des jährlichen Ausstosses an Treibhausgasen sei auf die weltweite Abholzung zurück zu führen.

Zwar weiss man seit langem, wie wichtig die Wälder für das Weltklima sind und vor allem für die Bindung von CO2 in Biomasse, aber das scheint einstweilen weder die Politik noch die Industrie und hier insbesondere die Holzkonzerne zu kümmern. Also sägt und brandrodet man was das Zeug hält. Diese Art des Umgangs mit unserer Umwelt sorgt dafür, dass 36 Fußballwälder Wald verschwinden - pro Minute. Das sind unfassbare 16 Millionen Hektar Wald jedes Jahr! Vernichtet, weil "Lebensmittel"konzerne Weideflächen für die riesigen Herden an Rindviechern brauchen, mit deren Fleisch sie Fastfood-Ketten wie McDonalds oder BurgerKing versorgen. Und so opfern die Rindviecher in den obersten Konzernetagen bedenkenlos den Regenwald in den tropischen Regionen dieser Erde für den Kommerz, während sie einige tausend Dollar oder Euro an Umweltschutzorganisationen spenden, oder in irgendwelche zweifelhaften Umweltprojekte investieren, um sich ein reines Gewissen zu erkaufen!

Ich stelle mir die Frage, ob im Jahr 2020 überhaupt noch ein nennenswerter Waldbestand vorhanden sein wird, den man erhalten kann! Obwohl jeder Idiot weiss, dass Bäume ungleich schneller gefällt werden, als sie nachwachsen können, selbst wenn man sofort im Anschluss an die Rodung mit Neuanpflanzungen beginnt, gibt es kaum Bestrebungen, die abgeholzten Flächen neu zu bepflanzen. Bei der Umwandlung von Wald in Weideland ist dies auch garnicht erwünscht. Bei der Gewinnung von Ackerland aus Regenwald, oder der Vernichtung des Waldes zu Gunsten von Plantagen für die Produktion von Biosprit, ist das Grundpoblem das gleiche - man vernichtet den Wald, um mit dem in Plantagen erzeugten Biosprit die Umwelt zu schützen? Was für ein Schwachsinn! Und es gibt wirklich Leute, sogar Wissenschaftler, die das wirklich glauben (oder zumindest vorgeben das zu glauben)!

Man vernichtet die Umwelt um die Umwelt zu schützen? Kann soviel Dummheit wirklich wahr sein?

Während die Wälder in den Industrieländern lange nicht so gefährdet sind wie die Regenwälder im Tropengürtel unserer Erde, den Umweltschutz-Organisationen sei Dank, gibt es genau dort, wo die artenreichsten Wälder dieses Planeten liegen die wenigsten Hemmungen diese dem Profit zu opfern! Korruption, Gier und das Streben nach Macht öffnen dem Raubbau an der Natur Tür und Tor! Genau dort, wo die meisten Menschen in bitterer Armut leben und am Existenzminimum vegetieren, haben die Konzerne leichtes Spiel. Sie winken mit dicken Dollarbündeln und man legt ihnen zu Füssen, was auch immer sie fordern. Aber das lindert nicht den Hunger. Im Gegenteil, es führt zu noch mehr Armut und Verzweiflung, weil die Dollars und Euros der Konzerne in den Taschen einer durch und durch verfaulten und korrupten Elite verschwinden. Und zu allem Überfluss nimmt man den einheimischen Bauern auch noch ihre Ernten und ihre Ackerflächen weg, damit die Menschen in den Industrieländern auch weiterhin 2/3 ihrer sogenannten lebensmittel in die Mülltonnen werfen können, bevor sie überhaupt auf dem Tisch gelegen haben! Ist das Gerechtigkeit?

Wer erwartet, das die Politik sich der Probleme annimmt, die die Menschheit global bedrohen? Niemand! Nicht umsonst ging vor Monaten der Spruch durch die Presse:"Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet!" Und so werden sich vom 18.-23. Oktober in Buenos Aires mehr als tausend Waldexperten aus Behörden, Unternehmen und Regierungen zum Weltforstkongress der Vereinten Nationen treffen und vermutlich mit den gleichen frommen Wünschen wieder auseinander gehen, wie die Klimaexperten im Dezember in Kopenhagen! Ausser Spesen wird wie immer nichts gewesen sein, man hat einen schönen Kurzurlaub verbracht, wo auch immer auf der Welt man sich sonst um seine Probleme schert und das war es dann auch schon!

Wenigstens einen Vorteil haben diese massenhaften saisonalen Wanderungen von Wissenschaftlern, Experten und Politikern - die Regierungen der Industriestaaten brauchen den kriselnden Fluggesellschaften nicht direkt mit Staatknete unter die Arme zu greifen. Sie schicken ihre "wichtigsten" Vertreter (oder die, die sich dafür halten) per Jet in die Fremde um sich mit den einheimischen Prostituierten zu paaren zu treffen und schwer an der Rettung unserer Welt, unseres Klimas und der Bekämpfung der Armut zu arbeiten! Aber zu erwarten, man könne 110 Milliarden Euro für die Rettung des Weltklimas von der deutschen Regierung erhalten, anstatt sie der HRE in sämtliche Löcher zu stopfen, ist ja nun wirklich ein klein bisschen zu viel erwartet!

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4 Kommentare:

Hukwa hat gesagt…

guter artikel thialfi, was wir heute mehr den je brauchen ist die richtige mischung aus wut und phantasie. was schert die der wald die hauptsache der "wachstum wächst". da fällt mir noch ein gedicht von hans christoph buch ein:
was ist geschehen?
warum erscheint uns der satz, das ein gespräch über bäume fast schon ein verbrechen ist, heute fast selbst schon verbrecherisch?
weil es nicht mehr sicher ist, ob es in hundert jahren überhaupt noch bäume geben wird.
hans christoph buch

das gedicht ist von 1977 in diesem jahr übrigens ließ ich mich das erste mal an einen baum anbinden, dreimal darf geraten werden wie ich dafür behandelt wurde?
gruß hukwa

A.O. hat gesagt…

Tja, Hukwa mein Feund, lass mich raten...man hat Dich behandelt wie einen Verbrecher, mit Feststellung der Personalien, Androhung von Strafverfolgung wegen Landfriedensbruchs und körperlicher Gewalt zur Verbringung an einen anderen Ort, Abnahme von Fingerabdrücken und Erteilung eines Platzverweises? So jedenfalls kenn ich dass von früher noch und ich glaube da hat sich nich allzu viel geändert!
Wer sich für die Natur engagiert, macht sich strafbar, denn ers teht den Profitinteressen der Konzerne und des Staates im Wege. Und, das sei an dieser Stelle einmal klar und deutlich herausgestellt, der Staat ist nicht dazu da, seine Bürger vor der Gier einiger weniger zu schützen und ihre Lebensgrundlagen zu sichern - nein, ganz im Gegnteil, der Staat hat es sich ganz nach neoliberaler Tradition zur Aufgabe gemacht, den Konzernen die Ausbeutung sämtlicher Ressourcen zu ermöglichen und ihnen die Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, die sich den Konzernen aus den vorgeschobenen Interessen der Bürger entgegen stellen könnten. Die Betonung liegt auf "könnten", denn der Staat zeichnet sich durch eine besonders penetrante Form des vorauseilenden Gehorsams aus und das ist wahrlich zum Kotzen!

Es grüßt ganz herzlich thialfi!

PS: Wenn ich Dich auch in der letzten Zeit mit meinen Kommentaren auf Deinen Blogs verschont habe, so heißt das natürlich nicht, dass ich sie nich auch weiterhin lese und genieße ;-)

Sisyphos hat gesagt…

Das hat die Menschheit schon immer gemacht - den wald vernichten. Man schaue sich Spanien an oder auch Italien. Da haben die Römer Kahlschlag veranstaltet.
Wird sind natürlich inzwischen bedeutend 'effektiver'.

A.O. hat gesagt…

Stimmt genau, Sisyphos! Und was nach dem Untergang der Römer begann wieder zart zu spriessen, wird alljährlich von der Baumafia abgefackelt, oder in schierer Dummheit vom Militär mit Leuchtspurmunition in Brand geschossen (siehe Südfrankreich im letzten Sommer).
Aber wir sind wirklich wesentlich effizienter geworden seit der Industrialisierung (Tausch die Bronze- oder Steinaxt gegen die Stihl-Kettensäge und wech is der Wald)!

Liebe Grüße von Thialfi