Dienstag, 22. Dezember 2009

Permakultur als Lebensprinzip - Teil1

Da ich nun schon einmal dabei bin, wollen wir uns nun ganz dem Prinzip Permakultur zuwenden und dieses System, dass sich auf alle Bereiche des Lebens bezieht, einer genauen Betrachtung unterziehen.

Warum haben wir die Probleme mit dem Klima, der Ernährung und den schwindenden Ressourcen auf unserer Erde, die uns heute so schlimme Kopfschmerzen bereiten? der Anfang aller unserer Probleme liegt vermutlich in der Zeit, als die Menschen sich von Jägern und Sammlern zu Ackerbauern (weiter-)entwickelten. Ob das wirklich eine Weiterentwicklung war, müssen wir hier und jetzt nicht diskutieren und auch nicht abschliessend beantworten. Es steht uns nicht zu und es liegt auch nicht in unserer Macht, diese einmal eingeschagene Entwicklung zurück drehen zu wollen. Aber es liegt in unserer Macht, die derzeitige Entwicklung in eine neue Richtung voran zu treiben, die uns als Spezies ein Überleben auf Dauer auf diesem Planeten ermöglicht.

Dazu müssen wir zuerst erkennen, dass die Entwicklung, wie sie derzeit vonstatten geht, eine falsche ist. Schuld daran ist ein Wirtschaftssystem, dass von einer unendlichen Verfügbarkeit sämtlicher irdischer Ressourcen ausgeht und keine Grenzen bei deren Ausbeutung kennt und diese auch garnicht akzeptieren würde. Denn geht ein Rohstoff auf diesem Planeten zur Neige, so ist das für die Industrie überhaupt kein Anlass, nach neuen Rohstoffen zu suchen, die den alten, schwindenden, ersetzen können. Je seltener ein Rohstoff wird, desto höher ist der Preis, den die Konzerne für ihn verlangen können. Und das tun sie auch. Die gesamte Wirtschaft ist darauf ausgerichtet, möglichst hohe Preise für Rohstoffe und Produkte zu erwirtschaften und das geht am besten, wenn der Rohstoff, oder das Produkt knapp ist. Wie wahr diese Behauptung ist, zeigt sich an den Versuchen von Konzernen, eine Marktführerschaft anzustreben. Diese ermöglicht es den Konzernen, die Preise zu diktieren. Und wer die Preise diktiert, der senkt sie nicht, sondern erhöht sie und presst diejenigen aus, die auf die davon betroffenen Rohstoffe und Produkte angewiesen sind. Ein deutliches Beispiel dafür ist der Markt für Energie, der von wenigen riesigen Konzernen dominiert wird, die die Preise bestimmen. Sinken die Preise für Rohöl, aus welchen Gründen auch immer, wird entweder die Produktion gedrosselt, große Mengen eingelagert, oder Spekulanten kaufen Massen von Öl auf, um sie wieder auf den Markt zu werfen, wenn die Preise hoch sind. Aber sie werden stets so hoch gehalten, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien immer unrentabel erscheint. Schließlich scheut man die "astronomischen" Investitionen. Wer investiert, der verdient nicht, jedenfalls nicht jetzt sondern bestenfalls in der Zukunft!

Was sagt uns die Permakultur zu dem Thema Energie? Nun, sie sagt das, was sie prinzipiell zu allen anderen Problemen des gegenwärtigen Wirtschaftssystems sagt - Kreislaufwirtschaft! Kreislaufwirtschaft bedeutet, dass alles, was in irgendeinen Produktionsprozess eingebracht wird, sich nicht auf einer Einwegstraße bewegen darf, sondern nach dem Ende seines Lebenszyklus dem Stoffkreislauf des Planeten wieder zugeführt werden muss. Und zwar zu 100%! Und genau das trifft beim Verheizen von fossilen Treib- und Brennstoffen in Kraftwerken, Heizungen und Fahrzeugen keinesfalls zu. Es trifft eigentlich auf überhaupt kein Produkt zu, das in großindustriellem Maßstab hergestellt wird und genau das ist die Krux. Massenproduktion in automatisierten Fabriken, Verkauf an möglichst viele Verbraucher zu einem vorgeblich günstigen Preis und schließlich die Entsorgung nach dem Ende der Nutzungsdauer auf Kosten der Allgemeinheit. Natürlich gibt es heute, besonders in Deutschland verscheidene Rücknahmesysteme und die Verpflichtung der Hersteller (zumindest von Elektrogeräten) diese wieder zurück zu nehmen und sie dem Recycling wieder zuzuführen. Schön und gut. Aber die Frage ist doch, warum Kunststoffflaschen mit Pfand belegt werden, damit man diese wieder einsammelt, einschmilzt und sie bei der Produktion neuer Kunststoffflaschen oder anderer Kunststoffprodukte wieder nutzt? Der Energieaufwand und die Tatsache, dass diese Kunststoffflaschen letztlich aus erdöl hergestellt werden, sollte diese Art der Nutzung eigentlich verbieten. Und wenn man Getränkeflaschen aus Kunststoff (die übrigens auch noch Weichmacher, Hormone und andere chemische Zusatzstoffe an ihren Inhalt abgeben) schon mit Pfand belegt, warum dann auch nicht alle anderen Kunststoffverpackungen? Shampooflaschen, Folien in denen Obst und Gemüse verpackt werden, sämtliche anderen Verpackungen für Wurst und Käse (die teilweise sogar einzeln eingepackt werden, so dass die Verpackung rein rechnerisch gesehen deutlich teurer sein dürfte als der Inhalt), Verpackungen für Süssigkeiten, Blisterverpackungen usw. die wandern in den Abfall. Natürlich heißt er in dem Fall Wertstoff, aber in Wahrheit ist es nichts anderes als Müll. Kunststoffe sind nur dann wiederverwertbar, wenn sie absolut sortenrein recycelt werden. Das was in der Wertstofftonne landet, ist bestenfalls als Brennstoff für die Müllverbrennungsanlagen geeignet, oder als Exportartikel in die ärmsten Länder der Dritten Welt!

Permakultur fordert ohne wenn und aber ein Kreislaufsystem. Ein Produkt wird aus einem erneuerbaren Rohstoff hergestellt und nachdem es nicht mehr genutzt werden kann, weil es defekt ist, muss es zu 100% dem Kreislauf wieder zugeführt werden! Und das betrifft alle Komponenten des Produktes und nicht nur Teile davon! Um so ein sinnvolles System der Nutzung von Rohstoffen und deren Rückführung in den Rohstoffkreislauf zu garantieren, sind gesetzliche Vorgaben notwendig und der Wille, diese auch konsequent um zu setzen. Aber bereits da stossen wir an Grenzen. Denn der Staat sieht sich nicht in der Lage, der Industrie und den Konzernen verbindliche Vorgaben darüber zu machen, wie diese ihre Produkte zu gestalten haben, um die Umwelt weder zu belasten, noch sie zu zerstören. Das oft verwendete Argument, mit dem sich die staatlichen Stellen vor ihrer Verantwortung zu drücken pflegen lautet: Wettbewerbsverzerrung! Und damit kann man praktisch alles totschlagen, was die Konzerne daran hindern könnte, ihren Gewinn zu steigern. Nichts ist so undemokratisch und unsozial, wie ein Unternehmen und ganz besonders ein Konzern! Daher wird die Wirtschaft nie freiwillig Rücksicht auf die Belange des Klimaschutzes und auf unsere Erde nehmen!

Gesetze können umgangen werden. Das beweisen uns die Konzerne jeden Tag auf´s Neue mit geheimen Preisabsprachen, Aufteilung von Märkten und dem Drang zur Monopolisierung. Eines aber versteht jeder Konzernchef - die Sprache des Geldes! Bleibt das Geld auss, d. h. schrumpfen die Umsätze und Gewinne, fangen die Unternehmen an sich zu bewegen. Sie beginnen andere Unternehmen (meist direkte Konkurenten zaufzukaufen, um ihren Kundenkreis zu vergrößern und mehr Druck auf die Märkte ausüben zu können. Das dafür notwendige Geld müssen sich die Unternehmen von Banken leihen, was sie in Abhängigkeiten treibt, die zu ihrem Untergang führen können, wenn sie nicht im gleichen Maße wie sie expandieren, ihre Umsätze steigern können!

Dies ist eine Chance, die sich den Menschen bietet. Verweigern wir uns den Konzernen als Kunden, behalten also unser sauer verdientes Geld und legen es unter unsere Kopfkissen, so können wir ihr Verhalten maßgeblich beeinflussen - in unserem Sinne. Natürlich können wir uns nicht von heute auf morgen jedem Konzern verweigern. Es bedarf schon einiger Vorbereitungen, um die durch den Boykott entstehenden vermeintlichen Verluste an Gütern und sogenannter Lebensqualität zu vermeiden. Energie ist ein wichtiger Faktor. Aber wenn wir nicht bereit sein wollen, Energie zu fast jedem Preis von den Monopolisten der Branche zu kaufen, müssen wir selber zu Energieerzeugern werden! Reduzieren wir gleichzeitig unseren Verbrauch, schädigen wir die Energiekonzerne gleich doppelt. Viele kleine regionale Energieerzeuger sind ein Gräuel für die großen Konzerne, verlieren sie doch dadurch die totale Kontrolle über die Menschen und die Energieversorgung! Dann werden Atomkraftwerke so überflüssig wie der sprichwörtliche Kropf und in letzter Konsequenz bleibt nix anderes übrig, als sie wegen der hohen Kosten abzuschalten.

Genau das ist das Prinzip der Permakultur. Energie erzeugen, ohne die Erde zu plündern, aus Energiequellen zu schöpfen, die unerschöpflich sind. Viele kleine Kraftwerke (Windräder, Biogasanlagen, Wasserkraftwerke oder Solaranlagen) ersetzen ein großes Kraftwerk und machen die zentral erzeugte und kontrollierte Energie überflüssig und damit auch die von den Konzernen bevorzugten riesigen, hochkomplizierten, anfälligen und sehr gefährlichen Anlagen. Auf Sonnenenergie aus riesengroßen Solaranlagen in Afrika (Strom aus der Wüste: Ein guter Plan? Artikel auf Zeit Online vom 31.8.2009), die über weite Strecken und durch neu zu errichtende Stromnetze transportiert werden müsste, kann so verzichtet werden. Die einzigen, die von dieser Technologie einen Nutzen hätten, sind die Konzerne. Wir würden dabei nichts anderes tun, als die Abhängigkeit von den Ölquellen des Nahen- und Mittleren Ostens gegen eine Abhängigkeit von den Solaranlagen in Nordafrika zu tauschen!

Dieses Prinzip der Permakultur, der Kreislaufwirtschaft, lässt sich grundsätzlich in jedem Bereich umsetzen. Es erfordert nur ein wenig Nachdenken und die Erkenntnis, dass es so nicht weiter gehen kann und darf! Lasst uns der Globalisierung mit seinem immer größer immer weiter, immer mehr, immer billiger, eine konsequente Regionalisierung entgegen setzen, die auf Selbstbesgrenzung, Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, regenerative Energien und gesunde, ökologische Nahrungserzeugung baut!

5 Kommentare:

Stefan hat gesagt…

Leider hat Kopenhagen wieder einmal gezeigt, was realiter Priorität in der Welt hat. Aber es ist gut, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, und gute Ideen wie die Permakultur zu etablieren, wenn es wohl auch nur in kleinen Schritten geht.

Hukwa hat gesagt…

Es ist auf jeden Fall eine Möglichkeit den empfindungslosen Gigantismus dieser Gesellschaft zu unterwandern.
hukwa

A.O. hat gesagt…

Yes, Noah mein Freund. Kopenhagen hatr uns allen umweltbewegten Menschen, die wir uns hier im Netz, auf den Demos und sonstwo tummeln, die Augen geöffnet. Natürlich wussten die meisten vorher, wie sich dieses Desaster zu dem entwickelte, was es dann letztlichauch geworden ist - eine Bankrotterklärung der Vernunft vor wirtschaftlichen Interessen und nationalen Egoismen. Nun kommt es darauf an, gesellschaftlichen Druck aufzubauen und diesen so lange aufrecht zu erhalten, bis den Politikern garnix anderes mehr übrig bleibt, als endlich zu handeln.
@Hukwa genau das muss der Sinn der Permakultur sein. Unterwanderung des Kapitalismus, der egozentrischen Gesellschaft und der Dummheit der Menschen, letztlich die Einführung und die Realisierung eines Stückchens Anarchismus. Denn nur wo man Konzerne zur Brechung ihrer Macht zerschlägt, kann man gegen die Ressource erfolgreich kämpfen, die anscheinend den Pulsschlag unserer modernen industrialisierten Welt widerspiegelt - das Geld und die Macht bzw. Phantasie, die es auf die charakterlosen Gestalten dieser Gesellschaft ausübt!!!

Herzliche Grüße und einen guten Rutsch ins Neue Jahr wünscht Andrej/Thialfi

Sisyphos hat gesagt…

Eine alleinige Beschäftigung mit dem Klimawandel/CO²-Ausstoss hilft nicht weiter. Dies ist nur ein Aspekt der Probleme, die das ressourcenverschendenden Wachstumssystem erzeugt. Von daher ist das Scheitern der Kopenhagenkonferenz vielleicht hilfreich. Hätte man dort irgendetwas beschlossen, hätte sich auch nicht viel geändert - was ist nach Kyoto besser geworden?
Die Menschen als Gesamtspezies lernt anscheinend nur unter Druck - und der ist noch nicht gross genug - das Wasser steht noch nicht hoch genug (um mal dieses Bild zu verwenden).
Alles Gute für 2010!!

A.O. hat gesagt…

Tja Sisyphos, da hast Du wohl Recht, mein Freund. Aber das traurige an der ganzen Geschichte is ja noch nich mal, dass man sich auf nichts, auf absolut garnichts einigen konnte, sondern vielmehr, dass es wohl wirklich so ist, dass uns das Wasser erst noch höher steigen muss, sozusagen Oberkante Unterlippe. Aber selbst dann dürfte es noch keinen von seinem Stuhl reissen, wenn davon nicht wenigstens Staaten wie die USA, China oder auch Russland direkt und massiv betroffen sind. Wen kümmern schon solche Zwergstaaten wie Tuvalu, oder die Küste von Bangladesh? Richtig, keine Sau!
Und CO2 ist ja nicht alles, ist nicht daseinzige Problem, dem wir uns stellen müssen. Aber es ist ein erster Anfang und hier wird sich weisen, was die hochfliegenden Pläne, die lauten Beteuerungen die Umwelt zu schützen, die wir aus den Schandmäulern von Merkel, Obama, und wem auch immer zu hören kriegen, wert sind!

Einen Guten Rutsch ins Neue Jahr wünscht Thialfi