Samstag, 5. Oktober 2013

Dann lad ich mir ne App auf´s Phone und find es wunderbar...

Einfach toll diese Apps zum Bezinpreisvergleich. Ich werde heute wohl zum Tanken nach Hamburg fahren müssen. Da ist der Sprit derzeit 5 Cent billiger als bei uns in Karlsruhe. Danke liebe Bundesregierung für diesen tollen Service!
Natürlich muss man sich darauf gefasst machen, dass man sich mit seiner Benzinpreis-App genauso intensiv wird befassen müssen, wie mit den per App abgerufenen Börsenkursen. Ähnlich schnell ändern sich ja mittlerweile auch die Spritpreise. Aber es ist nicht ganz so einfach, mit Hilfe einer App auf dem edlen Smartphone, die Tankstellen mit den günstigsten Preisen zu finden. Wie wir alle wissen, darf man während der Fahrt im Auto sein Handy nicht bedienen, ja nicht einmal als Navigationshilfe nutzen, will man kein Bußgeld und Punkte in Flensburg riskieren. 
Also haben die schlauen Erfinder der Benzinpreismeldestelle bei der Kartellbehörde (bezeichnenderweise handelt es sich um eine "Initiative" des heimtückisch und völlig unerwartet aus dem Amt gewählten Wirtschaftsministers Philipp Rösler) mit List und Tücke eine staatliche Reglementierung verhindert und sind dabei sowohl der Wirtschaft, als auch der Industirie und den Großkonzernen geschmeidig in die fetten Ärsche gekrochen und die Tankstellen verpflichtet, jede Änderung der Spritpreise sofort zu melden.
Und weil man ja ein gesetzestreuer Bürger und Autofahrer ist, stellt man sich mit fast leerem Tank auf einen Parkplatz und lässt sich von der App eine güstige Tankstelle suchen. Problematisch wird es nur, wenn man dann vor Ort fest gestellt hat, dass der Preis sich schon wieder verändert hat, bis man dann angekommen ist. Aber das muss uns der freie Markt und der Wettbewerb schon wert sein. Schließlich kann man schon bei einer 50-Liter-Tankfüllung bis zu sagenhaften 2,50 € sparen. Und die braucht man auch, um die längeren Wege zu den billigen Tankstellen zurück zu legen.
Unbeschreiblich ist dabei das Gefühl, dass den preisbewussten Fahrer mit tiefer Befriedigung erfüllt, wenn er sich seiner Macht bewusst wird, über die er verfügt und mit der er die multinationalen Ölkonzerne zwingt, ihre Spritpreise zu senken, nur weil er eifrig nach den tiefsten Preisen sucht.
Aber viele haben ja sonst keine Hobbies und in der Zeit, wo sie nach den günstigten Preisen suchen, verbrauchen sie schon kein Benzin!
Ich kann praktisch schon die nächste Stufe der Spritpreis-App vor meinem geistigen Auge sehen. Spritpreis-App 2.0 sozusagen. Ins Navi integriert, kann sie dem interessierten Fahrer die sich, ähnlich wie bei den Aktienkursen an der Börse, dauernd ändernden Spritpreise in Echtzeit ins Display einblenden und ihn gezielt zu der Tankstelle seines Vertrauens navigieren - egal, ob er gerade Sprit braucht oder nicht. Billig ist eben alles und geiz ist geil!
Wenigstens hier wurde der FDP und ihren Lobbyvertretern - bis auf Weiteres - das schändliche Handwerk gelegt. Ein Trost für alle, denen die sogenannten Liberalen schon immer ein Dorn im Auge waren...

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