Samstag, 14. Juni 2008

Natürliche Landwirtschaft in Mitteleuropa

Betrachtet man die Permakultur-Szene in Mitteleuropa, besonders in Deutschland, so fällt auf, dass sich nahezu alle Projekte überwiegend an Bill Mollison´s und David Holmgren´s Vorstellungen von Permakultur orientieren. Man bedient sich sogar des kompletten englischen Vokabulars und nicht jedes lesenswerte Buch zum Thema ist ins Deutsche übersetzt worden. Dies schränkt die Verbreitung der Permakultur in unseren Breiten stark ein und führt wohl auch dazu, dass der Eindruck entsteht, bei den Anhängern der Permakultur handele es sich um einen kleinen, sowohl elitären, als auch esoterischen Zirkel.
Will man aber eine breitere Akzeptanz der Permakultur in der Bevölkerung und besonders unter den Landwirten erreichen, so ist es unumgänglich, sozusagen eine deutsche bzw. mitteleuropäische Version der Permakultur zu entwickeln. Damit möchte ich keine deutschtümelnde, quasialternative Neo-Grüne Bewegung befürworten. Es soll jedoch nicht vergessen werden, dass Permakultur bedeutet, sich an den regionalen, klimatischen und geographischen Eigenheiten einer Landschaft zu orientieren, um an diese angepasst, ein sich selbst erhaltendes Permakultursystem zu schaffen, mit dessen Hilfe die Ernährung der Menschen dauerhaft gesichert werden kann.
Landwirtschaft nach den philosophischen Prinzipien des Masanobu Fukuoka ist es meines Erachtens wert, an die mitteleuropäischen regionalen klimatischen und geographischen Bedingungen angepasst und weiterentwickelt zu werden. Der Grundtenor seiner Philosophie bildet die Erkenntnis, dass die Natur der beste Lehrmeister für eine Schaffung sich selbst erhaltender Systeme ist. Sie ist in jeder Beziehung perfekt. Wenn sie einmal nicht funktioniert, ist dies in aller Regel die Schuld des Menschen, der sich erdreistet hat, in den perfekten Kreislauf einzugreifen, weil er meint, auf Grund seines "Wissens" diesen nicht nur verbessern zu können, sondern dies auch zu müssen.
Dabei ist der Mensch nicht in der Lage die komplexen Zusammenhänge in der Natur zu durchschauen und zu verstehen. Überall, wo er mit seinen Versuchen, Erträge und Arten zu verbessern, verkehrte sich das Ergebnis ins Gegenteil. Züchtet er neue Getreidesorten, so werden diese immer empfindlicher, was zu einem erhöhten Arbeitsaufwand und daher Energieeinsatz führt, zu einem höheren Düngemittel-, Herbizid-, Pestizid- und Fungizidbedarf.
Wie Fukuoka erkannte fürht der Einsatz von immer größeren Maschinen zu einer Verdichtung des Bodens, der schließlich hart wie Beton wird. Der Düngemitteleinsatz und der enorme Verbrauch an Insektenschutz- und Unkrautvernichtungsmitteln führt zu einem Absterben der Bodenflora und -fauna. Dies wiederum bewirkt einen immer größeren Bedarf an Hilfsmitteln und Maschinen - ein Teufelskreis, der kaum zu durchbrechen ist!
Dabei sieht alles so einfach aus, lässt man sich auf die Ideen Fukuokas ein. Die Natur weiss was sie tut, wenn sie den Samen der Pflanze die Fähigkeit gibt, da zu keimen, wo sie niederfallen. Sind die Bedingungen günstig, gehen sie auf und wachsen zu einer starken Pflanze heran. Die Natur sah nicht vor, dass der Boden gepflügt werden muss, damit der Samen keimen kann. Diesen geplügten Boden benötigen nur die vom Menschen hochgezüchteten Sorten, die auch ohne Schutz und Pflege nicht gedeihen und sich nicht gegen andere Pflanzen (die sogenannten Unkräuter) durchsetzen können.
Nehmt eine Hand voll Körner einer alten Getreidesorte, werft sie irgendwo hin und überlasst sie ihrem Schicksal. Wenn ihr ein paar Monate später an der Stelle vorbei kommt, werdet ihr euch wundern, über die vielen prachtvollen Getreidepflanzen, die aufgegangen sind und der reife zustreben. Wenn ihr das gleiche tut mit einer hochgezüchteten Hybridsorte, werdet ihr feststellen, dass sie ohne Dünger und ohne Schutz vor Insektenfrass, Pilzinfektionen und Unkraut nur vor sich hin kümmern und kaum zur vollen Ähre auswachsen werden.
Lasst ihr die alte Sorte stehen, so wird sie sich selber aussäen und im nächsten Jahr ein vielfaches an neuen Getreidepflanzen hervorgebracht haben, während die Hybriden von Generation zu Generation mehr und mehr degenerieren. Schließlich verdient der Chemiekonzern, der sie patentieren hat lassen, nur an dem Saatgut, dass er jedes Jahr verkauft und auch an den sogenannten Pflanzenschutz- und Düngemitteln.
Welche dieser zwei Möglichkeiten würdet ihr für die gesundheitlich unbedenklichere halten?


2 Kommentare:

vivi hat gesagt…

Das Beispiel spricht für sich. Die Natur braucht keine Hilfsmittel und in der Natur des Menschen liegt es wohl leider alles größer, schöner, besser und ergiebiger haben zu wollen. Wenn er das abstellen könnte, wäre beiden sehr geholfen.

A.O. hat gesagt…

Es ist wie Du sagst, vivi, aber in seiner Vermessenheit glaubt der Mensch, er wäre der Natur überlegen und merkt nicht, dass er eigentlich gar nichts nichts weiß.
Thialfi