"Kongo-Flüchtlinge: Uno warnt vor humanitärer Katastrophe" titelt Spiegel-Online am 22.2.2009 und weist einmal mehr auf das Elend der Flüchtlinge in dem vom Terror, Bürgerkrieg und hemmungsloser Gewalt zerrissenen Land in Zentral-Afrika. Gleich in mehreren verschiedenen Landesteilen gehen verfeindete Rebellengruppen, die kongolesische Armee und ausländische Truppen aus Ruanda, Uganda und sogar Sudan aufeinander los. Hier finden regelrechte Menschenjagden statt, wobei die Opfer fast immer und ausnahmslos Zivilisten sind, die sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen können und so zwischen die Fronten geraten.
Angeheizt werden die Kämpfe um Macht und Einfluss immer wieder auf´s Neue, durch häufig wechselnde Bündnisse der Kriegsparteien, wobei es letztlich nur um die Kontrolle der schier unermesslichen Rohstoffreserven des Landes geht, denn die sind für die Warlords so gut wie bares Geld. Die westlichen Konzerne gieren nach den wertvollen Ressourcen, die vorwiegend in der Herstellung von Handys Verwendung finden. Und es ist ihnen scheissegal, woher diese Rohstoffe kommen und wieviel Blut an den Händen derer klebt, die sich damit dumm und dämlich verdienen. Natürlich werden die Einkünfte immer auch dazu genutzt, die unterschiedlichen Kriegsparteien aufzurüsten, damit der Krieg und seine ertragreichen Geschäfte immer weiter laufen können! Bereits am 16.2.2009 erschien auf Spiegel-Online ein Artikel, der unter dem Titel "Apell an Handyfirmen: Menschenrechtler fordern Verzicht auf blutige Rohstoffe" deutlich auf die Problematik hingewiesen hat. Ob der Krieg jemals ein Ende finden wird, so lange der Markt für die im Kongo geförderten Rohstoffe nicht ausgetrocknet wird, ist mehr als ungewiss. Von der, mit dem Abbau verbundenen, Umwelt-verschmutzung und Waldzerstörung garnicht erst zu reden, werden dort auch die Menschenrechte mit Füssen getreten. Über die Kindersoldaten ("19 Länder und Konfliktgebiete - Einsatz von Kindersoldaten" am 12.2.2009 auf n-tv.de), die gerade in diesem Konflikt eine Hauptrolle, sowohl als Opfer, wie auch als Täter spielen, oder über die Sklavenarbeiter, die unter unmenschlichsten Bedingungen zur Arbeit in Minen und Plantagen gezwungen werden, habe ich schon in dem Post "Versklavte Kinder? Es ist nicht zu glauben!" geschrieben. Und immer findet man im Hintergrund einen großen Konzern, der glaubt, es sei alles erlaubt, was den Shareholder Value erhöhe!
Aber Kongo ist nur eines der Länder, das durch seine andauernden gewaltsamen Auseinandersetzungen für eine ständige Zunahme der Flüchtlingsströme verantwortlich ist. Weitere Staaten (soweit diese überhaupt die Bezeichnung Staat verdienen) sind:
- Kongo (nachdem 1961 der kongolesische Präsident Lumumba im Auftrag der USA ermordet worden ist, ergreift 1971 Mobutu Sese Seko die Macht, die er bis 1997 inne hat und mit brutaler Gewalt durchsetzt. Er schuf in einem der reichsten Länder Afrikas - gemessen an seinen Bodenschätzen - eine Regierungsform, die man am besten mit dem Begriff Kleptokratie umschreiben kann. Nichtsdestotrotz wurde er auf Grund des Rohstoffreichtums des Kongo von den Mächtigen dieser Welt hofiert wie ein König. 1996-97 fand der 1. Kongokrieg statt, der durch die Invasion der AFDL unter Laurent Kabila, gemeinsam mit Truppen aus Ruanda und Uganda ausgelöst wurde. Kabila wird 1997 Machthaber im Kongo. Sein Versuch, den Einfluss seiner ehemaligen Verbündeten Ruanda und Uganda im Ostkongo zurück zu drängen, führt 1998 zum 2. Kongokrieg. Die Zahl der Opfer beider Kriege wird auf 4 - 5,4 Millionen geschätzt. Nach der Ermordung Kabilas 2001 folgt ihm sein Sohn als Herrscher über Kongo. 18.000 Mann der UNO-Friedenstruppe MONUC versuchen den Kongo zu stabilisieren. 2008 Kommt es im Ostkongo erneut zu schweren Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen unter Laurent Nkunda)
- Somalia (seit 1991 gibt es hier keine Zentralgewalt mehr. Das Land ist vom Bürgerkrieg zerissen und hunderttausende Menschen sind in die bitterarmen Nachbarländer Äthiopien und Uganda geflohen. Allein 1991/92 starben 300.000 Menschen. Ab 2000 greifen 55.000 äthiopische Soldaten in die inneren Kämpfe in Somalia ein und vertreiben die Islamisten aus der Hauptstadt).
- Tschad (ist durch die Aufnahme von 200.000 Flüchtlingen aus Sudan in den Darfurt-Konflikt hineingezogen worden, da der Präsident des Tschad die Rebellen in Darfu unterstützt, die Regierung in Karthum wiederum unterstützt Rebellen im Tschad militärisch. Nach einer Offensive der rebellen bis in die Hauptstadt, fliehen 30.000 Menschen nach Kamerun)
- Sudan (in der westlichen Region Darfur findet seit 2003 ein erbarmungsloser Bürgerkrieg statt, dessen Ziel offenbar die Ausrottung der christlichen Bevölkerung in dem Gebiet ist. Die Zentralregierung unterstützt offen die arabischen Rebellen, die mordend, verbrennend und vergewaltigend durch das Land ziehen. 2,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht, 300.000 starben bei den gewalttätigen Übergriffen. Dem sudanesischen Präsidenten Baschir wirft der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Völkermord vor)
- Zentralafrikanische Republik (Von 1976-79 war das Land eine "Monarchie" unter dem schwachsinnigen Despoten Jean Bedel Bokassa und leidet heute ebenfalls unter dem Krieg in Darfur. 78.000 Menschen fliehen außer Landes, über 200.000 sind innerhalb des Landes auf der Flucht vor Chaos und Gewalt)
- Uganda (seit 20 Jahren kämpfen im Norden Regierungstruppen gegen Rebellen. Bisher fanden dabei 10.000 Menschen den Tod. Der Rebellenführer Joseph Kony, will mit Hilfe seiner Lord´s Resistance Army LRA einen "Gottesstaat" auf Grundlage der 10 Gebote errichten - mal was ganz Neues - und weil das alles noch nicht genug ist, entführt die LRA Kinder und missbraucht sie als Kindersoldaten und Sexsklaven. 2003 wurde vom Internationalen Stragerichtshof in Den Haag ein Haftbefehl gegen Joseoh Kony erlassen).
- Nigeria (auf Grund des großen Ölreichtums haben westliche Ölkonzerne hier ihre dreckigen Finger im Spiel. Die Regierung Nigerias gilt als überaus korrupt. Die Umweltzerstörung im Rahmen der Ölförderung ist geradezu unvorstellbar, während die Menschen in den Fördergebieten unter furchtbarer Armut leiden. Sie haben keinerlei Anteil an dem Geld, dass die ausländischen Konzerne ins Land schaufeln und das in den Taschen der politischen "Eliten" versickert! Auch hier kämpfen Rebellengruppen um die Unabhängigkeit von der Zentralregierung und gegen private "Sicherheitstruppen" der Ölkonzeren, allen voran Shell!)
- Simbabwe (Land des Hungers, Land der Cholera, regiert von dem Kleptokraten Robert Mugabe, der Hummer frisst, während sein Volk verhungert und sich die Seele aus dem Leib sch..sst. Die Inflation in Simbabwe hat, nach einer Meldung von n-tv.de am 9.10.2008 sagenhafte 231.000.000% erreicht!)
Ein Grund, wenn nicht der Hauptgrund, für die Kriege und das Elend in Afrika ist die für einen im Wohlstand aufgewachsenen Mitteleuropäer kaum vorstellbare Armut. Wo Armut ist, ist Krieg (Kriegerische Auseinandersetzungen in Afrika zwischen 1990 und 2005, haben Kosten in Höher von fast 200 Milliarden Euro verursacht. Das entspricht der Summe der internationalen Entwicklungshilfe für den gleichen Zeitraum - dies errechnete die Hilfsorganisation Oxfam)! Große westliche Konzerne beuten die Ressourcen des Landes aus, ohne jede Rücksicht auf die Umwelt, die Natur oder die Menschen zu nehmen. Afrika wird als Müllkippe für den Giftmüll (exemplarisch dafür mag der Falls tehen, den Spiegel-Online am 11.9.2006 unter "Elfenbeinküste: Sechs Tote und Tausende Erkrankte durch Giftmüll" veröffentlichte) und Elektronikschrott ("Greenpeace deckt auf: Der geheime Weg des Elektroschrotts", auf Greenpeace am 18.2.2009 veröffentlicht) der westlichen Industriegesellschaften missbraucht.
Daneben stellt die Seuche AIDS wegen der Armut und der mangelnden Bildung und Aufklärung die größte Gefahr für die Menschen und die Volkswirtschaften Afrikas dar. Millionen von Kindern sind AIDS-Waisen, die heimatlos und ohne Hoffnung in den Slums der Städte vegetieren, die täglich stehlen, oder sich prostituieren müssen, um wenigstens das nötigste zum Leben zu haben - leichte Opfer für die modernen Sklavenhändler!
weiterführende Links
Hilfsorganisationen:
2 Kommentare:
Und zu all dem menschgemachten Elend kommen noch die ökologischen Kriegsfolgen, die wiederum auf die Menschen rückwirken. Ein aktueller Artikel dazu hier: http://tierschutznews.ch/erde/oeko-welt/1126--naturparadiese-besonders-kriegsgeplagt-.html
Da hast Du recht Noah, danke für den Link. Und der Krieg wird solange andauern, solange es diese furchtbare Armut in nahezu allen Teilen dieses riesigen Kontinents gibt!
Gruß Thialfi
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