Sonntag, 5. April 2009

Ameisen, die unterschätzte Macht!

Als ich noch ein kleiner Junge war, hatte ich immer eine Menge Spass daran, mir im nahen Wald einen der riesigen Ameisenhaufen zu suchen und dann stundenlang die mehr als einen halben Zentimeter langen fleissigen Waldameisen bei ihrem Tun zu beobachten. Es war ein Gewusel, dass ich nicht durchschauen konnte, weil ich keine Ahnung von dem hatte, was die Ameisen antrieb und vor allem, wie sie es untereinander kommunizierten. Aber es war faszinierend zu sehen, wie sie im Verhältnis zu ihrer geringen Größe unglaublich große und schwere Teile aus dem Wald in ihren Bau schleppten. Blätter, kleine Äste, und geschlachtete Tiere, von der Heuschrecke bis zum kompletten Regenwurm - alles verschwand in den unergründlichen Gängen des Baus.

Heute bin ich zwar etwas älter geworden, viel älter um genau zu sein, aber von ihrer Faszination haben die Ameisen nichts verloren. Das ist auch der Grund, warum ich heute über sie schreiben möchte. Mit den warmen Temperaturen des heranrauschenden Frühlings, werden auch sie wieder aktiv und durchstreifen Feld und Flur auf der Suche nach Nahrung und Baumaterial. Überall kann man sie antreffen und wenn man sie sich genau anschaut, stellt man fest, dass es viele unterschiedliche Arten von Ameisen gibt. Rote, Gelbe, Große und Kleine und nur sehr selten treten sie allein, dafür aber viel mehr in Scharen auf. Denn eine Ameise (Formicidae) allein ist nicht mehr als ein winziges und wehrloses Insekt aus der Familie der Hautflügler (Hymenoptera) um genau zu sein.

Aber wie gesagt, meist trifft man sie nicht allein an, denn Ameisen gehören zu den staatenbildenden Insekten und es gibt sie seit 130 Millionen Jahren, wie Fossilien beweisen. Ameisen sind für ein intaktes Ökosystem unverzichtbar, denn sie sind Allesfresser und verzehren auch große Mengen an Insekten, aber auch Aas und sie bedienen sich auch einiger Lausarten, deren Ausscheidungen (Honigtau) sie verzehren, ebenso wie Pollen, Samen und Früchte. Um sich des Nachschubs an süssem Honigtau zu versichern, halten sich Ameisen pflanzensaugende Insekten wie Nutztiere und leben in einer Symbiose mit ihnen. Während die Honigtaulieferanten die Ameisen mit dem begehrten Stoff versorgen, verteidigen diese sie wiederum gegen Fressfeinde, wie z.B. Marienkäfer. Manche Ameisenarten lassen die Blattläuse und deren Nachwuchs sogar im eigenen Nest überwintern.

Unter den 12.500 bekannten Ameisenarten befinden sich auch solche, die gemeisam auf die Jagd gehen, wie beispielsweise die Treiberameise, die sich ausschießlich räuberisch ernähren. Wanderameisen dagegen sind reine Nomaden, die ebenfalls mit Hilfe der Jagd ihre Nahrungsbedürfnisse befriedigen und sogar Vögel, kleinere Säugetiere und Schlangen erbeuten. Ameisen, so klein und unscheinbar sie auch aussehen nögen, sind wahre Wunderwerke der Bilologie und verfügen über die unterschiedlichsten Systeme zr Orientierung bzw. Kommunikation. Ameisenvölker besitzen eine Art Kollektivintelligenz, die es ihnen ermöglicht, gemeinsam relativ komplexe Aufgaben zum Wohle des gesamten Staates zu erledigen. Dazu gehören die Jagd, der Transport größerer Gegenstände oder Beutetiere. Ameisen bedienen sich ebenso der Pilzzucht in ihren Bauten, um in der Nahrungsversorgung autark zu sein. In diesem Zusammenhang sind sie sogar in der Lage, ihre Baue zu klimatisieren. Ameisen können ihre Nester durchaus auch an Stellen bauen, wo sie dem Menschen im Wege sind. Dann kann es zu Schäden kommen. Sie können Wege untergraben, in Häuser eindringen, oder Holzteile fressen, so dass die Standfestigkeit von Gebäuden gefährdet ist.

Termiten
Termiten

Mit den ebenfalls staatenbildenden Termiten (Isoptera) aus der Familie der Fluginsekten (Pterygota), sind sie jedoch nicht näher verwandt. Diese ernähren sich bevorzugt von totem Holz. Nicht zu unterschätzen ist deren Ausbreitung in heute gemässigte Zonen im Zuge der Klimaerwärmung.

Rote Waldameise
Rote Waldameise

Wenn Ihr also bei Euren Spaziergängen in Feld, Wald und Wiesen ein Ameisennest endeckt, so könnt Ihr es zwar bestaunen und das scheinbar planlose und chaotische Gewimmel betrachten, aber zerstört es nicht. Haltet Euch vor Augen, dass Ameisen ein ganz besonders wichtiger Teil jedes funktionierenden Ökosystems sind und die Rote Waldameise, die auf der Roten Liste der besonders bedrohten Arten steht, ist bei uns besonders geschützt.

Jedes Lebewesen hat seinen Platz in der Natur. Wenn eine Art überhand nimmt und in unseren Lebensraum eindringt, so ist der Grund nicht darin zu suchen, dass sie uns ärgern wollen. Entwickelt sich eine Art zur Plage, so nur deshalb, weil der Mensch das ökologische Gleichgewicht gestört, oder zerstört hat. Es ist die Art Gaias, uns zu sagen, dass wir etwas falsch gemacht haben und auf diesem Wege nicht weiter gehen dürfen. Eine Art, die wir als Schädling bezeichnen, können wir nicht mit Hilfe von Insektiziden oder anderen Giften ausrotten. Hoher Verfolgungsdruck resultiert immer in einer erhöhten Reproduktionsrate. Dies ist der Grund, warum es uns nicht gelingen kann z.B. Moskitos und Stechmücken auszurotten. Geben wir der Natur aber ihr Recht zurück, so findet sie immer selbst ein Mittel gegen die massenhafte Vermehrung einiger weniger Arten. Sie stellt das Gleichgewicht wieder her und erhält es aufrecht.

Wir müssen unseren Teil dazu beitragen, dass die Natur einen Teil der verlorenen Lebensräume zurückerobern kann, die sie benötigt. Bescheidenheit ist es, die wir lernen müssen, die Einsicht, freiwillig Verzicht zu üben, denn wir können nicht ohne die Natur existieren. Die Natur ohne den Menschen schon!

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4 Kommentare:

Stefan hat gesagt…

Ein sehr schöner Artikel!
Die Ameisen finde ich ebenso wie du faszinierend (Bienen übrigens auch - vor einigen Jahren landete ein Schwarm mit Königin in unserem Garten; das war irre spannend, und nicht eine einzige hat mich gestochen). Wenn man bedenkt, wie lange es Ameisen schon gibt, und wieviele es heute sind, muss man irgendwie sagen, dass sie in der Evolution weit erfolgreicher waren/sind als es der Mensch ist, der sich so gerne "Krone der Schöpfung" nennt.

A.O. hat gesagt…

Dem kann ich nur zustimmen. Und das mit der Krone der Schöpfung is so ne Behauptung, die ich in keinster Weise nachvollziehen kann. Mit welcher Begründung denn auch?
Wir sind doch bloss die Kreatur, die alles am gründlichsten zerstören, vernichten und vergiften kann, die es sogar schafft, ihren eigenen Planeten und die eingene Art an den Rand der Vernichtung zu bringen und dann mit großen fragenden Augen in die Welt schauen, um zu fragen:"Wieso lässt Gott (oder wer auch immer) das nur zu?" Oh Mann, wie dämlich!

Gernot H. hat gesagt…

Nein, unterschätzt habe ich sie nie!
Denn bei Meinungsverschiedenheiten in meinem Garten sind die Ameisen immer die hartnäckigsten, ahm Gegenspieler.

A.O. hat gesagt…

Du hast auch die notwendigen (oder leidvollen) Erfahrungen mit Ameisen gemacht, Gernot. Aber mal abgesehen von den Schäden, die sie tatsächlich anrichten können (aus der Sicht des Menschen eben) ist es schon bemerkenswert, wie sie ihr Überleben in einer noch so feindseligen Umwelt sichern können. Natürlich zerstören sie dabei auch Dinge, die anderen Kreaturen Nutzen bringen. Aber im Gegensatz zum Menschen, der wirklich ohne Sinn und Verstand gegen Gaia vorgeht, sind Ameisen ein Teil der Natur, während der Mensch sich zunehmend daraus zu entfernen sucht.