Freitag, 17. April 2009

Landwirtschaft von morgen (Teil2)

Masanobu Fukuoka wurde am 2.2.1913 in Japan geboren und machte eine Ausbildung zum Mikrobiologen. Irgendwann entschied er sich, Bauer zu werden und schuf eine Synthese aus herkömmlicher Landwirtschaft und buddhistischen, sowie daoistischen Ideen, die er – in Ermangelung eines besseren Namens - Nichts-Tun-Landwirtschaft nannte. Das Grundprinzip seines Handelns lautete...

...die Natur ist in der Lage, sich selbst zu erhalten, sie bedarf menschlicher Eingriffe nicht.

Die von ihm geschriebenen Bücher gehören zu den Standardwerken der Permakultur. Besonders wichtig ist ihm der spirituelle Aspekt der Landwirtschaft, die er als eine Art Gottesdienst versteht. Er vertrat die Ansicht, gesunde Nahrung könne nur auf gesunden Böden erzeugt werden und dazu sei weder künstlicher Dünger, noch chemische Pflanzenschutzmittel notwendig. Die Natur befinde sich in einem Gleichgewicht, sagte er. Treten Schädlinge und Krankheiten oder Pilze in größeren Mengen auf, sei dieses Gleichgewicht gestört. Wenn man die Natur und die natürlichen Vorgänge beobachtet, kann man die Ursachen erkennen und behutsam gegensteuern. Dann heilt sich die Natur selbst und stellt das Gleichgewicht wieder her.

Die Arbeit in dem von ihm bewirtschafteten Garten in Japan, liess er die Natur für sich erledigen. Er beschränkte seine eigenen Arbeit nahezu zur Gänze auf das Aussäen der richtigen Samen zur richtigen Zeit und auf die Ernte der Früchte. Er verwendete keinen Pflug und auch sonst keine Maschinen zur Bodenbearbeitung, außer einer Art Sichel, mit der er die Ernte bis ins hohe Alter eigenhändig einbrachte.

1988 erhielt Masanobu Fukuoka den Ramon Magsaysay Award, einen alternativen Nobelpreis, für seine Arbeit zum Wohle der Menschheit.

Fukuoka-san erkannte auch durch Beobachtung in der Natur, dass nicht die Wüste sich ausbreitet und dadurch der Regen ausbleibt, was die Bäume zum Absterben bringt. Er erkannte, dass die Ausbreitung von Wüsten das Ergebnis des Verlustes der Wälder ist. Wenn die Wälder fallen, bleibt der Regen aus und erst dann entsteht Wüste und breitet sich aus! Dieser Vorgang lässt sich jedoch umkehren, indem man Bäume sät und so dafür sorgt, dass wieder Wälder entstehen können. Wälder sind eine Grundvoraussetzung für ein feuchtes und fruchtbares Klima. Sie halten mit ihren Wurzeln den Boden fest und speichern im Wurzelwerk große Mengen Wasser, das über die Blätter in die Atmosphäre abgegeben wird, wo in Form von Wolken und Regen die kostbare Feuchtigkeit wieder an die Erde und die Pflanzen zurück gegeben wird. Der Kreislauf des Wassers entsteht wieder auf´s Neue!

Wir beobachten die Natur viel zu wenig. Das war einer der Hauptkritikpunkte, die Fukuoka den Wissenschaftlern vorhielt. Die sind nämlich der Meinung, sie bräuchten alles nur in immer kleinere Teile zerlegen, diese dann zu erforschen und „schwuppdiwupp“ würden sie alles verstehen, von der einfachen Amöbe, bis hin zur komplexen wunderschönen Blüte, die ganze fantastische Welt eben. Aber dem ist nicht so. Dem ist bei Weitem nicht so.

Trotz all der Technik, all der superschnellen Computer, der Rasterelektronenmikroskope, können die Wissenschaftler noch immer keine einfache Pflanze konstruieren. Sie müssen einen Samen aussäen, ihn keimen und wachsen lassen!

Ja, klar, solche Konsorten wie die von Monsanto können Gene in die Pflanzen einbauen und sie verändern. Sie verändern sie, damit sie ein Patent darauf anmelden können, dass sie in die Lage versetzt die Bauern, die diese Pflanze anbauen wollen zu erpressen, sie abhängig von „ihrem“ Saatgut und den „Pflanzenschutzmitteln“, sowie dem Kunstdünger machen, die sie für viel Geld gleich dazu verkaufen. Allerdings sind sie nach wie vor nicht in der Lage, Pflanzen komplett und vollständig selber zu konstruieren, zu schaffen. Sie sind nicht Gott, obwohl sie das vielleicht denken mögen. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Pflanzen zu nehmen, die es bereits seit ewigen Zeiten gibt, die von Menschen über hunderte, möglicherweise tausende von Jahren aus Wildformen herausgezüchtet wurden, verändern ein paar Gene und melden ein Patent an!

Warum, so frage ich diejenigen, welche die Gentechnik befürworten, gibt es heute nur noch ein paar wenige Hybridsorten des Getreides im konventionellen Anbau? Weil die so gut sind? So perfekt an alle möglichen geographischen, geologischen und metereologischen Bedingungen angepasst? Nein, das sind sie nicht! Sie sind empfindlich, sie brauchen Unmengen an Wasser, sie brauchen Dünger, sie brauchen Pestizide, Herbizid, Fungizide und Insektizide. Die kosten natürlich eine Menge Geld und sorgen dafür, dass Monsanto keine Probleme mit der Weltwirtschaftskrise hat – denn die Menschen müssen immer essen. Jeden Tag müssen Menschen essen und es werden immer mehr Menschen, die essen wollen und die bescheren Monsanto und seinen Konkurrenten märchenhafte Gewinne.

Früher, es ist noch gar nicht so lange her, gab es regional angepasste Sorten, robust, widerstansfähig und unempfindlich. In trockenen Gegenden gediehen Sorten, die an diese Bedingungen angepasst waren. In feuchtem Klima gediehen Sorten, die damit gut zurecht kamen. Sie mögen eventuell nicht so hohe Hektarerträge hervorgebracht haben, aber die Ernten waren ziemlich sicher und regelmäßig. Außerdem konnte der Bauer einen Teil der Ernte einbehalten und im nächsten Jahr wieder aussäen, ohne dafür an Monsanto, Pioneer, Bayer und BASF Lizenzgebühren zahlen zu müssen!

Diese Zeiten sind fast vorbei, denn es gibt nicht mehr sehr viele dieser alten und robusten Sorten von Nutzpflanzen. Genau das aber ist das Ziel der Konzerne – die totale Kontrolle über die Nahrungserzeugung ermöglicht die totale Kontrolle über die Menschen!

Der Weg, den Mosanobu Fukuoka vorschlägt, geht in eine andere Richtung. Er führt fort von der Kommerzialisierung und Patentierung der Pflanzen. Er nutzt eine alte Reissorte in seinem Garten, den er seit Jahrzehnten bewirtschaftet, ohne auch nur einmal zu pflügen, oder gar zu düngen. Fukuoka bekämpft keine Schadinsekten, oder Krankheiten, sondern schafft Verhältnisse, die die Natur in die Lage versetzen, sich selbst zu helfen. Dazu nutzt er Mischkulturen, die erwähnten alten Sorten und Bodenbedeckung durch Kleesaat.

Nach der Ernte des Reises, der in seinem Ertrag mit dem moderner Hybridsorten nahezu gleichauf liegt, aber ungleich weniger Arbeit und Aufwand erfordert (daher der Name Nichts-Tun-Landwirtschaft) bringt er das ausgedroschene Stroh wieder auf den Feldern aus.

Masanobus Fukuokas Art der Landwirtschaft beruht auf der Beobachtung der Natur, nicht auf Wissenschaft und Gentechnik. Das reicht aus, um Erträge zu erzielen, die fast genauso hoch sind wie die der unverhältnismäßig teueren modernen Hybridsorten. Seine Sorge galt sets dem Menschen und er suchte nach Möglichkeiten, seine Ernährung dauerhaft zu sichern, selbst unter schwierigen Bedingungen. Was ihn immer verwundert hat, war die Tatsache, dass seine Erfolge wohl anerkannt wurden. Aber Wissenschaftler, die sein System der Landwirtschaft erforschen wollten, sah er so gut wie keine. Kein Wunder, kann man die Bedingungen seines Gartens nicht im Labor nachstellen, sondern nur in der Natur und zu der hat die Wissenschaft schon immer ein gepaltenes Verhältnis gehabt – bis heute!

Masanobu Fukuoka
Masanobu Fukuoka

Es gilt also den Weg fort von der modernen industrialisierten Landwirtschaft zu suchen, zurück zu den Ursprüngen, aber nicht in die Vergangenheit. Beobachtung der Natur ist nicht gleichzusetzen mit Rückschritt. Lernen aus der Erfahrung unserer Ahnen ist der Weg des Wissens und der Weisheit. Machen wir uns diesen Schatz zu Nutzen und sorgen wir dafür, dass das Saatgut frei bleibt. Damit alle Menschen genug zu Essen haben, auch in Zukunft!

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4 Kommentare:

Stefan hat gesagt…

Das klingt schon faszinierend. Aber müsste man dann auch nicht weg von unseren großen monokulturellen Anbauflächen? Wäre das (außer in Nischen) ökonomisch auch im umfänglichem Stil verträglich, oder müssten nicht auch insgesamt die Strukturen geändert werden?

A.O. hat gesagt…

In der Tat Noah, dass erfordert eine Änderung der gesamten Struktur und genau da liegt auch das Problem. Monokultur ist ökologisch und ökonomisch auf Dauer immer von Nachteil, denn dadurch erhöht sich der Bedarf an Düngemitteln und sogenannten Pflanzenschutzmitteln ebenso, wie der Aufwand an Energie.
Wenn man betrachtet, wie sich die biologische Landwirtschaft entwickelt hat, siehst Du die möglichen Parallelen.
Am Anfang wurden die Biobauern als Ökospinner und Esoterik-Deppen ausgelacht. Dennoch hat sich diese Anbauweise nicht nur etabliert, sondern durchgesetzt.
Die Nichts-Tun-Landwirtschaft (bzw. der Grünen Philosophie) des Masanobu Fukuoka sehe ich als eine Weiterentwicklung der biologischen Landwirtschaft.
wir sollten bei Zeiten damit anfangen, uns Gedanken darüber zu machen, wie wir Landwirtschaft betreiben wollen, wenn das Erdöl und der immer noch (relativ gesehen) billige Sprit unbezahlbar wird.
Wie wollen wir ernten, wenn wir die Erntemaschinen nicht mehr einsetzen können, weil es keinen Sprit mehr gibt?

Stefan hat gesagt…

Ja, das wird ein Problem.
Ein Kernpunkt dabei ist sicher auch das global zunehmende Bevölkerungswachstum - jetzt, und künftig noch verstärkt. Dazu die wachsenden Ansprüche, die den weltweiten Handel forcieren. Einige kluge und führende Köpfe müssten da unter breiter Wahrnehmung voranschreiten...

A.O. hat gesagt…

Das hast Du so wunderbar schlicht und klar definiert. Nur leider, wo sind sie, die klugen Köpfe, die voran schreiten? Ausser ein paar Fachidioten ham wir nix zu bieten und im Zusammenhang mit Intelligenz, fällt mir nicht ein einziger Politiker ein. Die ärmsten sind ja alle gequält von Sachzwängen, die ihnen keinen Spielraum lassen, sich um die wirklich drängenden Probleme zu kümmern.
Aber was sollen sie sich sorgen? Da geht´s nur noch um Machterhalt und zwar gleich nach den Wahlen!
Dem Präkariat (und dem fühle ich mich auch zugehörig) dreht man einfach die Daumenschrauben fester zu und dann geht das schon irgendwie weiter. Es ist Zeit, sich zu fragen, ob man wirklich in Zukunft noch alle Lebensmittel im Laden kaufen soll/kann, oder ob man nicht dazu übergeht, sich mit dem Nötigsten selbst zu versorgen?
Wie das mit den Preissteigerungen in den Ländern der Dritten Welt geht, sah man im letzten Jahr - Hungerrevolten überall, weil man den Reis und das Mehl nicht mehr bezahlen konnte! Der nackte Kampf um´s Überleben!
Auch da sucht man kluge, führende Köpfe an der Spitze vergebens.