Freitag, 29. Mai 2009

Gibt´s eine Rote Liste für aussterbende Völker?

n-tv.de berichtet heute unter dem Titel "Schutzgebiete für indigene Völker nötig - Naturvölker in Gefahr" (Artikel vom 29.5.2009) über die drohende Ausrottung von fünf Indiostämmen in Peru, Brasilien und Paraguay. Man kann hier schon nicht mehr von einem Aussterben sprechen, denn dieser Begriff birgt in sich ja auch die Möglichkeit, dass es verschiedene Ursachen gibt, warum Tierarten und/oder Völker vom Antlitz dieser Erde schwinden. In desem Falle ist das aber anders. Die Indios sterben nicht aus, weil sie vielleicht von der Evolution für ungeeignet befunden wurden, diese Welt zu bevölkern. Nein, der Mensch in Gestalt von Holzfällern, Viehzüchtern, Ölfirmen, Siedlern, Wilderern und Goldgräbern hat das befunden und geht darum auf die Jagd nach den Naturmenschen, die nicht mehr und nicht weniger wollen, als den Erhalt iher Waldheimat. Letztlich ja auch zum Wohle aller Menschen, denn die Wälder, die gerade exzessiv abgebrannt oder gefällt werden (mit Markenmotorsägen vorwiegend der Firma Stihl, man weiss schließlich, was man sich schuldig ist!), sind schließlich die Lungen der Erde. Zwar haben sie bereits Lungenkrebs im Endstadium, aber das scheint niemanden weiter zu stören. Man versucht es mit Chemotherapie in Form Kunstdünger, Pestiziden, Insektiziden und weil´s so gut tut auch gleich noch mit Gentechnik auf dem Acker. Und wenn einem da ein Indio in die Quere kommt, der auf einem Baunmstamm reitend für sein Recht kämpft, dann pustet man ihn mit der Flinte weg, wie ein Tier - wen kümmert´s schon?

Die Frage sei erlaubt, was ein Schutzgebiet überhaupt bezwecken soll. Sogenannte Reservate gibt es für die Ureinwohner Amerikas bereits zu Hauf und einen Schutz boten sie noch nie! Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die letzten unabhängigen Indiovölker von der Flut landsuchender Bauern und Holzfäller hinweggespült werden. Ihr Protest ist ein letztes Aufbäumen gegen ein fast unausweichliches Schicksal! Wer unterstützt sie denn in ihrem verzweifelten Kampf um´s Überleben? Die Ölkonzerne, die - ohne Erlaubnis und erst recht ohne zu fragen - auf Stammesgebiet vordringen, Löcher in den Waldboden bohren, die Indiofrauen vergewaltigen, die Männer erschießen und das Wasser der Flüsse verseuchen? Die Goldsucher vielleicht, die wie Heuschrecken die Flüsse hinaufziehen? Sie waschen Gold aus dem Flusssand, das sie mit Quecksilber binden und dann über offenen Feuern wieder von dem gelben Metall trennen und in das Wasser schütten?

Die einzige Hoffnung sind die Menschen aus den Industrieländern, die sich für die Freiheit der wenigen Überlebenden einsetzen. Wenn wir diesen armen Menschen nicht helfen, haben sie keine Chance! Deshalb müssen wir Organisationen wie Survival International unterstützen, die sich für die Rechte der Indigenen Völker Südamerikas stark machen. Unterstützung ist wichtig und tut Not!

Es ist immer wieder erstaunlich, wenn man einmal darüber nachdenkt, mit welcher Überheblichkeit und Selbstüberschätzung die Menschen - nicht nur in Südamerika - die Meinung vertreten, sie seien auf Grund ihrer Herkunft (auf die sie selbst einen eher geringen Einfluss haben) anderen Menschen, besonders wenn es sich bei ihnen um Ureinwohner handelt, diesen sowohl geistig, als auch intellektuell, ethisch und moralisch überlegen. Ist ein Mensch besser als ein anderer, nur weil er über eine Flinte verfügt und der andere über Pfeil und Bogen? Ist er mehr wert, weil er in der Lage ist, Gaia brutal ihre Ressourcen zu entreissen und seine Umwelt zu vernichten, der andere aber im Einklang in und von der Natur zu leben bestrebt ist, weil er erkannt hat, dass er ohne Mutter Erde nur ein Nichts ist?

Hier ist ein Link zu einer Liste Indigene Völker, der Ihr entnehmen könnt, welche Stämme es in Südamerika gibt bzw. gab. Wenn Ihr sie durchlest und seht, wie klein die Zahl der meisten Stämme zu einer Zeit war, die z.T. schon einige Jahrzehnte zurück liegt, könnt Ihr Euch sicher vorstellen, wie kritisch die Situation der Völker sein muss, die es - wie auch immer - geschafft haben, bis zum heutigen Tage zu überleben. Sofortiges Handeln hat oberste Priorität, sonst ist es zu spät!

weiterführende Links:

  • "Zivilisation soll fern bleiben": Isoliert lebende Indios entdeckt (Artikel auf n-tv.de vom 30.5.2009; die in diesem Bericht erwähnten Indios gehören heute, nach genau einem Jahr, zu den fünf besonders von der Ausrottung bedrohten Völker, die Gegenstand meines Artikels sind! So schnell geht das, nachdem man damals noch besonderen Wert darauf legte, diese Indios vor den "Segnungen" der Zivilisation zu schützen. Aber das interessiert die Holzfäller und Goldsucher nicht im Geringsten! Die Gier des Menschen scheint unstillbar zu sein.)
  • Genozid (Artikel auf Wikipedia, der sich mit dem Thema des Völkermordes befasst und umnichts anderes geht es beim Kampf der Indios in Südamerika)

7 Kommentare:

Hukwa hat gesagt…

wir sind teil der ganzen erde,geistig verbunden mit jeglicher entwicklung der erde. wir hören jeder ihrer schreie. wenn wir die fähigkeit verlieren, ihre schreie wahrzunehmen, hören wir auf, in harmonie mit ihr zu leben, und wir werden mit den zerstörerischen eindringlingen verschwinden, wenn die erde mit einem gewaltigen, krampfartigen zucken diesen mißton auslöschen wird.
Gayle High Pine
gruß hukwa

Gernot H. hat gesagt…

Da muss ich heute mal vorsichtig anmerken, dass ich nicht deiner Meinung bin - die Schlussfolgerung wir Menschen aus den Industrieländern wären die Rettung, kann ich nicht teilen (sorry).

Ist nicht unser materieller Lebensstil für die Ausbeutung verantwortlich- Soja, Holz, Ethanol, Gold fließt doch großteils zu uns - ein paar "Schutzgebiete" einzurichten ist für mich nur Behübschung - obwohl sie mittlerweile wohl schon notwendig geworden sind...

Alles Gute

A.O. hat gesagt…

@Gernot Da will ich Dir nicht widersprechen. Allerdings wollte ich nicht dieMeinung vertreten, die Menschen aus den Industrieländern seien die Rettung für die Indigenen Völker - wie übrigens auch aller anderer bedrohten Völker dieser Erde. Vielmehr wollte ich zum Ausdruck bringen, im vollen Bewusstsein der Tatsache, das die Not dieser Naturvölker erst durch den Energie- und Ressourcenhunger der Industrienationen ausgelöst wurde, dass diejenigen, die darfü verantwortlich sind aus zwei einfachen Gründen auch für den Schutz derselbe sorgen können/müssen:
1. Wenn unser Lebensstil für die Lage der Indigenen Völker verantwortlich ist, nun, dann müssen wir diesen ben ändern - so wie ich und Du und Hukwa und Noah und all die anderen dies in ihren Blogs schon seit langem fordern.
2. Die Hilfe für die Indigenen Völker kommt nicht aus den Staaten, in denen sie als unerwünschte - weil im Wege stehende - Minderheiten leben. Die hIlfe muss von denen kommen, die durch ihren Lebensstil dafür die Verantwortung zu tragen haben, wenigstens moralisch. Und das sind wir, die Menschen aus den Industrieländern. Wir haben die Macht (wenn wir das wollen) und wir haben das Geld, das dazu benötigt wird. Über beides verfügen die Indios nicht. Also wo soll es herkommen? Etwa von denen, die mit ihrer Umsiedlungspolitik dafür sorgen, dass die Landlosen in die Reservate der Indios eindringen ud diese ermorden und vertreiben? Wohl kaum! Es ist unsere Aufgabe!
So habe ich das gemeint, Gernot. Ich wollte sicher nicht den Eindruck erwecken, wir könnten die Indigenen Völker retten, weil wir so weise, so klug und so großherzig seien und moralisch und ethisch über allen anderen Lebewesen dieser Erde stünden. Wir sind die einzigen, die die Möglichkeiten haben, den Kampf der bedrohten Völker um ihr Überleben halbwegs angemessen zu unterstützen, finanziell und durch eine Änderung unseres Konsumverhaltens.
Wenn ich mich missverständlich ausgedrückt haben sollte, bitte ich mir dies nachzusehen. Ausserdem erwarte ich nicht, dass mir alle meine Leser jederzeit und unbedingt zustimmen. Eine kontroverse Diskussion macht das Ganze doch viel interessanter, oder etwa nicht? ;-)
Ich wünsche Dir ein schönes langes Wochenende, so Du über ein solches verfügen kannst,

liebe Grüße von Andrej

Stefan hat gesagt…

Ich mache mal etwas verrücktes, und behaupte, dass das Prinzip bei uns das gleiche ist, aber die Folgen noch weit einschränkender.

Für mich kann es nicht daran hängen, ob jemand "Indio" oder "Weißer" ist. Wer hier in D z.B. als Naturmensch leben möchte, der geht in den Wald und baut sich ein Hütte. Dann kommt die Forstbehörde, die Bauaufsichtsbehörde sowie die Naturschutzbehörde, und ratzfatz ist die Hütte wieder weg.

Das heißt nun weder, dass man es bei den Indios auch so machen sollte, noch dass es bei uns schief liefe. Das Problem steckt mehr in den Köpfen der Menschen, in einem Bewusstsein, das immer nur Teilinteressen wahrnimmt, an Rädchen schraubt, wie in einem Uhrwerk, das immer nur ein Uhrwerk sein wird, nicht raus kommt aus seinem Gehäuse...

A.O. hat gesagt…

Prinzipiell stimme ich Dir da zu Noah. Die Frage ist doch aber, ob der "Naturmensch" hier überhaupt ein recht hat, seinem Drang nach einem Leben in der Natur nachzugeben und sich eine Hütte nach eigenem Gusto zu bauen. Nein, das Recht hat er nicht. Der Grund ist darin zu suchen, dass der Naturmensch zwar einen Hang zu einem naturnahen Leben hat, aber sich sonst in keiner Weise von seinen Mitmenschen unterscheidet, so dass man ihm eventuell das Recht zusprechen könnte, seiner kulturellen Entwicklung und seiner rassischen und/oder völkischen Art entsprechend (ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich die Begriffe rassisch und völkisch nicht in dem von gewissen rechten Parteien benutzten Sinn gebrauche) anzusiedeln und seine Identität zu bewahren. Wäre er Angehöriger eines Stammes von Ureinwohnern, die hier gelebt haben, bevor die "Weissen" aus allen Richtugnen in dieses Land geströmt sind und könnte er dieses beweisen, hätte er eventuell die Chance, das Recht auf ein Reservat zu erstreiten,wo er dann eben seine Hütte bauen könnte. Aber eben nur er und seine Stammesangehörigen. Da dies nicht der Fall ist, kann er nur dann seine Träume von einem natürlichen Leben in die Realität umsetzen, wenn er
a.) über ein entsprechendes Grundstück verfügt, dass er von teuer verdientem Geld kaufen muss,
b.) wohlhabend genug ist, um die Beamten an den entsprechenden Stellen zu schmieren und das Recht auf ein Leben in der Natur zu kaufen.
Alle anderen haben sich mit der gesetzlichen Regelung abzufinden, dass das Wohnen eben in geschlossenen Siedlungsgebieten wie Ortschaften oder Städten zu erfolgen hat. Das ist es doch, was uns als Deutsche auszeichnet - der Wust an sinnvollen und unsinnigen Vorschriften und Gesetzen, die einem das Leben (verleiden) erleichtern sollen!
Die Indios haben aber angeblich dieses Recht, denn sie sind ja in ihrer Eigenschaft als Ureinwohner anerkannt und auf dem Papier hat man ihnen das Recht auf die Erhaltung ihrer Kultur durchaus zuerkannt. Das heisst aber nicht, dass ihre Hütten, die sie auf ihrem eigenen Land bauen, auch von den eindringenden Siedlern unangetastet gelassen würden. Das Gegenteil ist der Fall.

Gruß von Andrej

Stefan hat gesagt…

In gewissem Sinne stimme ich dir zu, lieber Andrej. Und deinen Artikel finde ich eine gute Anregung, sich darüber Gedanken zu machen.

Was ich meinte ist ein Utopie, die Utopie eines wirklich globalisierten Denkens der EINEN Menschenfamilie, in der die Vielfalt der menschlichen Lebensformen mit und in der Natur möglich sein kann jedem, der dazu veranlagt ist. Schließlich ist Pfingsten, da darf so ein Geist vlt. mal vorbeiwehen. :-)

Einen schönen Sonntag wünsche ich dir!

A.O. hat gesagt…

Okay, Noah, so möge denn der Geist des Pfingstfestes durch unser aller - vor allem aber der Politiker - Gehirn wehen und die Dummheit hinaus und Menschlichkeit, Mitgefühl und Intelligenz hinein pusten.

Einen schönen Sonntach nach wünscht Andrej