Dienstag, 16. Juni 2009

Glas - alter Rohstoff mit Zukunft?

Es wird mal wieder Zeit, über die Möglichkeiten des wertvollen und zu hundert 100% recyclefähigen Rohstoffes Glas zu schreiben. In einem Artikel vom 7.5.2009 schrieb ich unter "Recycling, Rohstoffquelle der Zukunft" über die hervorragenden Eigenschaften des Glases, das beim Recycling nicht - wie beispielsweise Kunststoff - nur zu einem kleinen Teil aus wiederverwerteten Stoffen bestehen kann, sondern zu 100%. Dabei sind die Eigenschaften genauso ausgezeichnet, als wäre das Glas frisch aus Quarzssand gewonnen worden. Eine Eigenschaft, die sonst kein anderer Stoff besitzt!

Glas ist ein sehr alter Rohstoff. Die ältesten schriftlichen Zeugnisse des Glases stammen aus der Zeit von etwa 1600 v. Chr. Aber alt bedeutet - wenigstens in diesem Fall - keineswegs altmodisch. Während man Jahrunderte oder Jahrtausende Flüssigkeiten, insbesondere Wein, in Tonkrügen und Amphoren lagerte und transportierte, was sich vermutlich nicht unbedingt vorteilhaft auf den Geschmack der darin aufbewahrten Flüssigkeiten auswirkte, war Glas in den wenigen begüterten Häusern ein absoluter Luxusartikel, dessen hervorragende Eigenschaften man aber erst später zur Kenntnis nahm. Dies mag zum Teil daran gelegen haben, dass Glas so teuer war und damit nicht geeignet, um Güter des täglichen Bedarfs daraus herzustellen. Zum anderen war die Haltbarkeit, durch die noch recht primitiven Herstellungsmethoden, eher eingeschränkt. Erst später fand man Möglichkeiten, glas wirklich stabil zu machen, so dass man es auch da einsetzen konnte, wo man es vorher für unmöglich gehalten hatte.

Aber es gibt noch unzählige andere Möglichkeiten, Glas als Werkstoff einzusetzen, wobei seine spezifischen Eigenschaften ihm eine Sonderstellung einräumen. Glas lässt Licht durch, wenn dies gewünscht wird und wenn nicht, wird es eingefärbt, so dass bestimmte Bereiche des Strahlungsspektrums reflektiert oder herausgefiltert werden. Schon vor Jahrhunderten kamen schlaue Menschen auf die geniale Idee, Glas zum Bau von Gewächshäusern zu verwenden, um Pflanzen und Tiere in geographischen Regionen zu halten, in denen sie natürlicherweise garnicht vorkommen. Früher war das ein Privileg adliger Kreise, die sich den sehr teuren Werkstoff Glas leisten konnten. Mit der Zeit wurde die Herstellung von Glas immer billiger, was aber keinesfalls heißen soll, dass es sich hier um einen sprichwörtlich "billigen" Stoff handelt.

Ein Nachteil der Glasherstellung ist der sehr hohe Energieverbrauch. Das liegt daran, dass zum Schmelzen des Quarzsandes enorm hohe Temperaturen notwendig sind, die jenseits von 1.400° C liegen. Aber einmal hergestellt, ist Glas leicht zu reinigen, weil seine Oberfläche sehr glatt ist und auch von agressiven Stoffen nur in geringem Umfang angegriffen wird. Angesichts der Tatsache, dass man Glas bei entsprechender Pflege nahezu unbegrenzt verwenden kann, ohne dass es seine guten Eigenschaften verliert, kann man den hohen Energeieinsatz bei der Herstellung leichter verschmerzen.

Nachdem ich mich mit den Eigenschaften von Glas sehr intensiv beschäftigt habe und mich diese überzeugten, habe ich meine Konsumgewohnheiten verändert. Während ich fürher - ja, ich bekenne mich schuldig - Wasser aus Plastikflaschen vom Discounter gesoffen habe, ziehe ich es heute vor, mir ein feines Mineralwasser aus der Glasflasche zu genehmigen, welches ich natürlich in einem stilvollen, dünnwandigen Glas mit Stiel (oh, da ist mir ein echter Kalauer gelungen, was?) genieße! Ja, sogar meinen Trinkwassersprudler habe ich weggeschmissen und mir einen zugelegt, zu dem es Glaskaraffen gibt. Es ist in beiden Fällen ein Unterschied wie Tag und Nacht, kann ich Euch sagen. Probiert es selbst aus und Ihr werdet mir zustimmen, wenn ich sage:"Wasser hat einen so edlen Geschmack, den kann man nur dann richtig geniessen, wenn man es aus einem Glas trinkt!" Das gleiche gilt selbstverständlich auch für Bier und Wein. Wer will sich das schon freiwillig aus einem Plastikbecher in den Hals kippen?

Wo aber liegt die Zukunft des Rohstoffs Glas? Nachdem es als Getränkebehälter fast von der billigen und auch genauso aussehenden Plastikflasche oder der Blechbüchse verdrängt worden ist, wurde die Aufmerksamkeit des Verbrauchers durch die Hormonbelastung von Mineralwasser in Plastikflaschen beim Verbraucher wieder geweckt und eine kleine persönliche Meinungsumfrage beim Getränkemarkt meines Vertrauens, brachte eine gestiegene Nachfrage nach Wasser in Glasflaschen zum Vorschein - na bitte! Und da sage nochmal einer, die Verbraucher wollten immer nur den billigsten Mist!

Ich denke, in der Welt von morgen wird Glas, neben dem unvermeidlichen Beton, einer der wichtigsten Baustoffe überhaupt sein. Große Teile von Gebäuden - und damit meine ich nicht nur die Fenster - werden künftig aus Glas gebaut. Große Teile der Gebäude werden verglast und schaffen so einen Übergang aus der Natur in den geschlossenen Wohn- und/0der Arbeitsbereich. Das kann man sich als eine Art Mischung aus Gewächshaus und Büro- oder Wohngebäude vorstellen. Die einfallende Strahlung der Sonne heizt das Gebäude mit und dient gleichzeitig dazu, eine grüne Lunge innerhalb des Gebäudes zu schaffen. Das wird auch bitter nötig sein, wenn wir weiterhin wie die Raubsäue durch die Natur rasen und mit unserer grenzenlosen Gier die Umwelt zerstören. Vertical Farming in Hochhäusern wird dafür sorgen, dass wir auch morgen noch was zum reinbeißen haben werden, denn die Ackerböden gehen als Folge der industriellen Landwirtschaft unwiederbringlich verloren.

Es wird Fensterscheiben geben, die das einfallende Licht gezielt in die dahinter liegenden Räume leiten und so dafür sorgen, dass auch innerhalb der Häuser natürliches Licht herrscht. Gleichzeitig ist die Entwicklung von Solaranlagen absehbar, die durchsichtig sind und darum auf Fenster- und Glasflächen aufgebracht werden können. So kann Sonnenenergie gewonnen werden, während gleichzeitig Licht durch die Fenster in die Räume fällt. Auch aus der Raumfahrt dürfte Glas nicht wegzudenken sein. Besonders, wenn es darum geht, außerhalb der Biosphäre bewohnbare Habitate zu errichten, beispielsweise auf dem Mond. Aus welchem Material könnte man diese wohl besser bauen, als aus Glas? Auch auf unserer Erde denkt man bereits darüber nach, ganze Städte unter Glaskuppeln zu erbauen, um schädliche klimatische Einflüsse in einer sich rasant ändernden Welt beherrschen zu können und die Co2-Emissionen (und andere Treibhausgase wie z. B. Methan usw.) zu kontrollieren.

Das alles hat dann zwar nicht wirklich etwas mit einer natürlichen Umgebung zu tun, aber es ist immerhin eine Möglichkeit, die Bewohnbarkeit unseres Planetenzu garantieren und der Natur den Platz zu lassen, den sie braucht um zu überleben. Denn wenn wir Gaia das Lebensrecht streitig machen, und auf diesem Wege befinden wir uns gerade, dann müssen wir damit rechnen, dass uns der Planet das ziemlich übel nimmt und Massnahmen einleitet, die dafür Sorge tragen könnten, dass es uns als Spezies nicht mehr allzu lange gibt!

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4 Kommentare:

Hukwa hat gesagt…

zweifelsohne wird glas eine zukunft haben. genau so wie sich unsere wildlandschaften, soweit wir überhaupt noch welche haben, in ingenieurshafte kulturlandschaften verwandeln werden. wir können die industrialisierung der natur sowenig aufhalten wie wir die industrialisierung der kultur aufhalten konnten. die abwässer unserer zivilisation werden ungehindert in die letzten reservate fließen. aber, wir dürfen gaia nicht vergessen, sie wird das letzte wort haben.
hukwa

A.O. hat gesagt…

Das wird sie zweifellos, Hukwa. Das letzte Wort wird Gaia haben.
Aber ich denke, wenn wir nicht die Natur in ihrer Ursprünglichkeit erhalten kontten/können - und das können wir schon allein wegen der schieren Zahl der Menschen nicht - so können wir doch wenigstens Bereiche überlassen, in der sie soweit als möglich sie selbst sein kann. Sich selbst überlassen und keinen menschengemachten Regeln unterworfen. Vielleicht, so denke ich bei mir, kann die Natur Natur sein, wenn wir uns zu einem Teil aus ihr zurückziehen und Nahrung da produzieren, wo sie benötigt wird - in den städt. Ballungszentren. So würden auch die Transportwege wegfallen und die enormen Mengen an Energie, die dafür aufgewendet werden müssen!
Ich weiss, ich würde auch viel lieber Nahrunf von einem Feld oder Salat vom Acker essen, aber wissen wir denn da, was wir haben, so lange es Konzerne wie Monsanto gibt, Bayer, BASF? Vielliecht ist das dann doch das kleinere Übel, für Gaia und für uns?

Es grüßt Thialfi

Hukwa hat gesagt…

meine hoffnung ist jene das alle naturparks, die wir in der brd haben, für die nachgeborenen einfach bestehen bleiben. noch besser ausgeweitet werden. es nährt uns immer noch die hoffnung, das die schiene der politik, sich doch einmal zum positiven hinwendet. ich persönlich bin kein pessimist, eher ein utopischer realist. estauchen doch immer wieder menschen auf, die alles zum besseren wenden wollen. die "schöne,neue welt", kann sich immer noch ändern, eben zum positiven hin. orwell, liegt hinter uns,vielleicht liegen vor uns platon, bacon u.a., der sonnenstaat und neuatlantis.
hukwa

A.O. hat gesagt…

Das wäre zweifellos ein ungeheurer Fortschritt hin zu einem lebenswerten Leben in einer Umwelt in der zu leben es sich wirklich lohnt!
Ich danke Dir für Deine Worte Hukwa.

Gruß von Thialfi