Sonntag, 28. Juni 2009

Containern als Protest gegen den Kapitalismus!

Wenn das Essen aus der Abfalltonne oder dem Müll-Container kommt (daher auch die Bezeichnung Containern), dann sind meist zwei Möglichkeiten gegeben, warum dies der Fall ist. Auf diese Geschichte wurde ich durch die netzeitung (Mülltauchen gegen den Kapitalismus: Wenn das Essen aus der Tonne kommt; Artikel in der netzeitung vom 28.6.2009) aufmerksam, obwohl ich sie auch früher schon einmal in dem ein oder anderen Blog gelesen habe. Was sind das für Menschen, die sich aus Mülleimern ernähren?

1. es handelt sich um Menschen, die so arm sind, dass sie sich von den Resten aus den Abfalltonnen anderer ernähren müssen...

...oder...

2. ...um Menschen, denen die Kritik am kapitalistischen System und den damit verbundenen Auswüchsen (wegwerfen von noch genießbaren Lebensmitteln, anstatt sie kostenlos an Arme abzugeben!), bzw. die strikte Verweigerung des Konsums, das Containern als eine wichtige Möglichkeit des Widerstandes erscheint.

Meist ist die Grundhaltung dieser Verweigerer eine anarchistische. Einer der Hauptkritikpunkte der Containerer ist die Tatsache, dass das Entnehmen von Nahrungsmitteln aus dem Müll-Container rechtlich gesehen als Diebstahl gewertet werden kann. Zudem stehen die Conmtainer oft in abgezäunten Bereichen und wenn die Gelände mit einem "Betreten verboten"-Schild gekennzeichnet sind, ist man wegen Hausfriedensbruch dran!

Die Supermärkte, die eigentlich die Hauptanlaufpunkte für die Containerer sind, argumentieren zwar, sie würden noch genießbare Nahrung, deren Verfallsdatum abgelaufen ist, an die "Tafeln" weitergeben. Das tun zwar wirklich einige, aber längst nicht alle. Schließlich gibt es weit mehr arme und bedürftige Menschen, als die Tafeln Nahrungsmittel requirieren und bereitstellen können. Wie sonst würden trotz allem noch genießbare Lebensmittel weiter im Müll landen, wo sie die Containerer dann bergen?

Das schlimme an der Geschichte ist meiner Ansicht, das in unserer Gesellschaft und in diesem Wirtschaftssystem sogar Müll einen Wert hat. Und ich meine jetzt nicht Rohstoffe, die recycelt werden können, sondern Biomüll. Dadurch will man offenbar auch noch den letzten Menschen in dieses kapitalistische System hineinzwingen und vermutlich wäre es den Verantwortlichen am liebsten, wenn die die nichts bezahlen können für ihre Nahrung, eben auch kein Recht auf Nahrung haben!

Das Containern ist jedoch meist wirklich nicht aus der Not geboren, sondern als Ausdruck des Protestes gegen die Wegwerfgesellschaft zu verstehen. Die meisten Containerer haben einen festen Job und ein geregeltes Einkommen! Nun, es ist nicht gerade mein Stil, Essen aus dem Container zu fischen und damit meinen "Schwimmring" zu füttern. Da steh ich schon mehr auf die frischen Sachen. Aber ich kann mich auch unglaublich darüber aufregen, wenn ich sehe, wie Nahrung - trotz der großen Not vieler Menschen auf dieser Welt - einfach im Müll landen. Dies ist Ausdruck einer Einstellung und eines Wirtschaftsystems, das es nicht hinnehmen will, wenn jemand ohne zu bezahlen essen und leben kann. Die Lebensmittelkonzerne produzieren Unmengen Nahrungsmitteln und werfen riesige Mengen davon einfach in den Müll! So kann man die Preise schön hoch halten, weil man das Angebot verknappt?

Wer´s nicht glaubt, der kann sich den Film "We feed the World" hier mal anschauen. Wem es davon noch nicht übel genug wird, der kann auch zum Containern gehn, denn das geht garantiert auf den Magen (das Video meine ich). Wenn man die gesammelten Lebensmittel ordentlich schrubbt und wäscht, warum sollen sie nicht gegessen werden können? Wenn man sich mal bewußt macht, was für Zustände in manchen Betrieben herrschen, in denen unsere sogenannten Lebensmittel hergestellt werden, der wird sich noch über die hygienischen Zustände in einer Mülltonne freuen!

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4 Kommentare:

Nenya hat gesagt…

Hallo,

ich finde es auch ein Unding das Abfalleimer von Supermärkten immer mehr mit Schlössern versehen sind nur damit man sich ja nicht dran kommt!
Mir persönlich wäre der AUfwand zu groß mir mein Essen aus zusammen zu containern aber ich find das keineswegs eklig, denn viele der Lebensmittel sind wirklich noch tiptop in Ordnung, muß man dann halt nur gut abwaschen und fertig.
Ich müßte mal schauen ob hier in den ländlichen Gegenden auch Schlösser an den Containern sind....

Grüße,
Nenya

A.O. hat gesagt…

Danke für Deinen Kommentar, Nenya.
Wahrscheinlich sind in den ländlichen Gegenden die Container eher nicht gesichert, weil das Containern eher in größeren Metropolen - oder was man so dafür hält! Aber es ist wirklich merkwürdig, das man Müll einen solchen "Wert" beimisst, dass man ihn gegen "Diebstahl" sichern muss! Es ist wahrhaftig eine verkommenen Welt, in der Lebensmittel in solchen Mengen weggeschmissen werden, wie in der westlichen Zivilisation!
Übrigens - die Sache ist ja jetzt schon verjährt - habe ich, als ich mal Filialleiter bei Aldi war, die Tafeln und die Diakonie (trotz Verbots durch die Zentrale) mit frischen Lebensmitteln versorgt, die nicht nur nicht abgelaufen waren, sondern "erstklassig". Das war meine Art von Widerstand gegen das System, hehe!

Liebe Grüße von Thialfi

Stefan hat gesagt…

Die Märkte (jedenfalls hier) geben nicht einmal mehr den Gemüse-Wegschnitt (Möhrenkraut, Kohlrabi-Blätter usw.) als Futter für die Kaninchen, Meerschweinchen usw. an die Tierschutzorganisationen heraus.

Herzlichen Gruß vom Noah.

A.O. hat gesagt…

Das wundert mich nicht Noah, wie gesagt, Müll hat einen Wert in unserer durchkapitalisierten Gesellschaft, Menschen und Tiere dagegen sind offenbar völlig wertlos!

Ein schönes Wochenende wünscht
Andrej