Heute vor 20 Jahren schlugen die chinesischen Sicherheitskräfte die junge Demokratie-Bewegung, die sich auf dem Tian'anmen-Platz (dem Platz des himmlischen Friedens - was für eine beispiellose Ironie des Schicksals) aus Studenten gebildet hatte. Die wollten eine Entwicklung ihres Mutterlandes hin zu einer echten Demokratie anstossen und demonstrierten friedlich für ihr Anliegen. Die Regierung in Peking, bakannt für ihr rigides Vorgehen gegen jedwede Kritik, entsandte schwer bewaffnete Truppen zum Tian'anmen-Platz. Daraufhin kam es zu Übergriffen der Studenten gegen die mit Panzern vorrückenden Soldaten - von einer Barrikade aus wurden Steine geworfen!
Die Antwort darauf war an Rücksichtslosigkeit und Brutalität nicht zu überbieten - die Soldaten schossen mit scharfer Munition in die Menge der Studenten und jungen Menschen, die sich den Demonstranten angeschlossen hatten und walzten mit Panzern den letzten Widerstand platt. Im Anschluss wurden etliche Studentenführer zum Tode verurteilt und hingerichtet. Obwohl die Vorgänge als Tian'anmen-Massaker in die Geschichte einging, fand die Niederschlagung der Bewegung nicht direkt auf diesem Platz statt. Das chinesische Rote Kreuz meldete am 4. Juni den Tod von 2.600 Zivilisten. In Wahrheit könnten die Zahlen durchaus noch höher liegen. Auf Grund der Weigerung der chinesischen Regierung, unabhängige Untersuchungen zuzulassen, wird wohl nie das ganze Ausmaß ans Licht der Öffentlichkeit kommen!
Die Demokratie-Bewegung brachte aber auch Helden hervor, wie zum Beispiel den sogenannten Tank Man, einem unbekannten Mann, der sich allein einer Panzerkolonne in den Weg stellte und so für kurze Zeit deren Vorrücken behinderte. Seine Identität ist unbekannt. Auch sein weiteres Schicksal ist nicht klar. Während einige Berichterstatter melden, er sei nach der Niederschlagung der Demokratie-Bewegung exekutiert worde, behaupten andere, er lebe heute auf Taiwan. Auf jeden Fall hat dieser einsame Streiter für die demokratische Freiheit seines Volkes einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das Bild, welches ihn allein vor den heranrollenden Panzern stehend zeigt, bezeugt seinen selbstlosen und bewundernswert mutigen Einsatz für die Freiheit. Das ist ziviler Ungehorsam, wie man es sich sogar hier im "freien Westen" nur wünschen kann!
Auch wenn heute westliche Politiker in belanglosen Floskeln verlieren, wie z. B. unsere vielgeliebte Bundeskanzlerin Angela Merkel, oder die US-Aussenministerin Hillary Clinton, wird dies bei der Regierung in Peking kaum bleibenden Eindruck hinterlassen. Chinas Bürger die über einen Internetzugang verfügen, sind durch die Zensur von Twitter, mySpace und anderen SocialNetworks kurzerhand abgeschnitten worden, damit sie nichts davon mitkriegen, wie man sich im Westen in "Protest"noten ergeht und an das Massaker erinnert. Wenn morgen alle zu ihren üblichen Geschäften zurückkehren, ist das Gejaule sowieso vergessen und das Geldverdienen mit den roten Turbokapitalisten aus China wichtiger als alles andere. Auch wenn China noch ein wenig angesäuert sein dürfte, herrscht wieder business as usual. Dollar und Euronen sind eben allemal wichtiger als Demokratie und Freiheit. Das merkt man ja auch hier im goldenen Westen. Wer die Knete hat, bestimmt, was Demokratie ist. Das war schon immer so und daran wird sich so bald auch nichts ändern!
weiterführende Links:
- Leaders & Revolutionairies: The Unknown Rebell (Artikel in der Time vom 13.4.1998)
- Jahrestag des Massakers in Peking - Offiziell verordnetes Schweigen (Artikel auf tagesschau.de vom 4.6.2009)
2 Kommentare:
Danke für diesen interessanten Artikel und die Erinnerung an das Geschehen, welche auch in meinem Kopf nicht mehr präsent war.
Ein schönes Wochenende wünsche ich dir, herzliche Grüße vom Noah.
Danke Noah, mein Freund, auch ich wünsche Dir ein schönes Wochenende,
lieben Gruß von Andrej
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